Freitagspost

Freitagspost: Modelst du noch oder bloggst du schon?

22. April 2016
 
Als Fashionblogger ist man dazu prädestiniert, “Model” zu sein. Schließlich werden da schicke Kleider auf professionellen Fotos vorgestellt. Wenn die Presse über meine hübschen Bloggerkolleginnen schreibt, dann werden sie auch oftmals als Models bezeichnet. Tatsache ist, Printmedien aus Kleinstädten können meist echt noch nicht viel anfangen mit Bloggern. Ich war neulich ganz überrascht, dass eine wohl bekannte YouTuberin in meinen hiesigen Supermarkt zum Kochen eingeladen wird.
Jedenfalls ist “Model” der Traumjob schlechthin. Pubertierende Mädchen sitzen jede Woche vor dem Fernseher und träumen davon, in Kleidergröße 32 zu passen und vor Heidi Klum auf und ab zu stolzieren.
Warum ich kein Model (mehr) sein möchte
Ich hätte mit meinen damals 19 Jahren nicht bei den ganzen Modelwettbewerben, Modenschauen und Fotoshootings mitgemacht, wenn ich nicht auch heimlich diesen Traum gehabt hätte. Was war ich damals aufgeregt, als die Agentur in Frankfurt mir einen Vertrag angeboten hatte. Nur irgendwie hat mir immer etwas gefehlt.
Wenn ich dann endlich den ersehnten (bezahlten!) Auftrag ergattert hatte und Werbeaufnahmen machen durfte für einen Katalog, dann fühlte ich mich nie so ganz wohl dabei. Immer so, als würde ich eine Rolle spielen, in die ich nicht richtig reinpasse. Ehrlich gesagt hat es mich manchmal sogar unglücklich gemacht, weil ich mich bei solchen Aufträgen oft unsichtbar gefühlt habe oder wie eine Marionette.
Ganz schlimm auch – die Modelworkshops, wenn du in einem Studio eingepfercht bist, das Gesicht vollgekleistert von der Möchtegern-Visagistin und um dich herum 10 oder 15 Hobbyknipser mit ewig langen Objektiven, die dir sagen, du sollst den Arm in die Hüfte stemmen und lasziv oder arrogant dreinschauen. Ein Grauen ist das, wahrhaftig, und weder die 50 Euro noch die Fotos rechtfertigen das. Ich kenne Mädchen, die machen so etwas seit Jahren jedes Wochenende. Es ist verrückt.
Fotos von Christine
 
 
Warum es trotzdem Spaß macht zu Modeln
Diese Aufregung, wenn du endlich mit einem richtig tollen Fotografen Fotos gemacht hast und die Mail erhältst mit den ersten Bildern. Spaß, wenn du bei coolen Aktionen als Model gebucht wirst – ich habe schon mal für einen Sportsender in einem Boxring getanzt. Die Shootings, bei denen du die Welt um dich herum vergisst und dich ganz auf Pose und Ausdruck konzentrierst. Das alles macht unglaublich viel Spaß und darum habe ich es auch so gerne gemacht.
Bei freien Arbeiten habe ich es geliebt, mich ungewöhnlich zu stylen, Outfits zusammenzustellen, selbst Bildideen zu entwickeln. Ja genau, so wie jetzt auch beim Bloggen. Denn da mache ich das auch!
Warum ist Modeln so ein Traumjob?
Klar, Models sind wunderschön, reisen und verdienen gutes Geld. Denkt man jedenfalls. Meistens ist das nicht so, denn da fließt eher wenig Geld wenn man nicht gerade Topmodel ist. Was ich daran gar nicht ansprechend finde: Man ist gezwungen, das zu tun was die Auftraggeber sich zu wünschen – ein Model ist wie eine leere Leinwand, auf das die Kunst des Designers dargestellt wird. Mitsprache ist unerwünscht. Schuhe dürfen auch drei Nummern zu klein sind und wenn dir was nicht passt, hast du Pech gehabt.
 
(Fashion- ) Blogger sind fast schon das Gegenteil von Models – denn wir machen nur, worauf wir Lust haben. Outfit, Styling, die Idee dazu – alles eben. Deswegen nervt es mich auch, wenn mein Umfeld mich als Model bezeichnet oder mich kritisiert anhand der Maßstäben für Models – was die Figur oder den Ausdruck angeht. Jana hat zu dem Thema einen schönen Artikel geschrieben.
Fakt ist, wenn ich an die Modelzeit zurückdenke, wenn man das so nennen kann, dann habe ich sehr viele negative Gedanken. Weil mir da echt vieles nicht gepasst hat. Doch wenn ich ans Bloggen denke, dann bin ich richtig glücklich – weil ich mich hier voll und ganz als Mensch einbringen kann. Nicht nur als Kleiderstange. 

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7 Kommentare

  • Antworten Laura 22. April 2016 um 20:57

    Mal wieder ein ganz wunderbarer Post! Ich model ja auch in meiner Freizeit und bin bei einer Agentur in Hamburg, aber das läuft alles ganz locker neben meinem Studium. Tolle Bilder übrigens, du siehst wie immer wunderschön aus. Freue mich schon auf deinen Mallorca-Post 😉 Hab ein wunderbares Wochenende, xo Laura
    http://www.hollylovespaul.com/

  • Antworten Jenny R 23. April 2016 um 07:51

    Ich kann das alles nur zu gut nachvollziehen. Ich habe selber noch nie wirklich gemodelt, nur eher kleine TFP Sachen und da hat es mir sehr viel Spaß gemacht. Wobei man auch da die Spreu vom Weizen trennen muss,was Fotografen angeht! Bei manchen merkt man nicht nur an den Bildern, dass es eben nurein Hobby ist….sehr unprofessioneles Verhalten und Co. gehören mit dazu und 70% der Männer wollen dann doch mehr Haut, als man selber. Ich kann mir nur zu gut vorstellen, wieviele Mädels so etwas machen nur um irgendwie irgendwo "berühmt zu werden".

    Liebe Grüße,
    Jenny
    http://imaginary-lights.net

  • Antworten Saskia von P. 23. April 2016 um 09:46

    Sehr schön geschrieben!

  • Antworten Orryginal 23. April 2016 um 11:48

    Guter Vergleich, aber ich glaube, dass es genug Blogger gibt die dennoch Jobs annehmen, die sie (wie Models) einfach wegen der Kohle machen und nicht, weil es ja so sehr zu ihnen und ihrer Persönlichkeit passt. Alles hat wohl seine Vor- und Nachteile…

    http://orryginal.com/

  • Antworten Anni von Positiviphy 24. April 2016 um 15:37

    Schöner Beitrag, für mich wäre das mit dem Modeln ja so gar nichts, ich habe aber dafür auch schon viele ganz tolle Models kennen gelernt, das waren aber vor allem die, die ihren Job wirklich als das gesehen und geliebt haben was er ist und nicht mit völlig falschen Erwartungen (Ich kann das Bild bestimmen. Ich kann anziehen was ich will. etc.) herangegangen sind. <3 Auf den Bildern zu diesem Beitrag siehst du sehr schön aus!!

  • Antworten Anonym 26. April 2016 um 13:52

    Da hast du es wieder absolut auf den Punkt gebracht Andy. Ich selbst habe zwar noch nie einen Vertrag angeboten bekommen, aber auch eine Zeitlang angestrengt versucht so ein bisschen Fuß zu fassen. Durch Modelkartei, kleinere Moderationen, TfP-Shootings, etc. Und mich hat es wahnsinnig gemacht, wenn es dann hieß, schau mal lasziv und du denkst dir nur (sorry): Geil dich doch an einer anderen auf 😀 Finde Bloggen auch wesentlich entspannter, weil man sein eigener Chef ist und die perfekten Maße sicher nicht ganz sooo wichtig sind wie als Model.

    Viele Grüße
    Madeleine
    https://maracujabluete.com/

  • Antworten Blogger als Dummchen? Warum es sich immer lohnt, weiterzumachen - andysparkles.de 29. Dezember 2017 um 19:07

    […] ich mich nie wirklich als Model gefühlt. Im Übrigen habe ich schon mal darüber geschrieben, dass Blogger keine Models sind. Mein Blog ist meine kleine Spielwiese, wo ich über meine Gedanken schreibe, meine Outfits […]

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