“Du Arschloch! Hau endlich ab!”, kreischt eine Frau am helllichten Tag durch Oberschöneweide, wegen – wahrscheinlich – irgendeiner nichtigen Kleinigkeit. Wir alle sehen uns aktuell damit konfrontiert, dass wir Alltagsaggressionen entweder ausgesetzt sind oder sie selbst mehr spüren. Letzte Woche war ich relativ entspannt einkaufen gewesen, doch wegen der schnippischen Bemerkung einer wartenden Frau in der Schlange bin ich von 0 auf 100 an die Decke gegangen. Das hat mir sehr zu denken gegeben und deswegen geht es heute in meiner Kolumne auch darum!
Was macht die Krise mit uns?
Seit der Corona-Krise habe ich selbst einige Verhaltensweisen an mir direkt gespürt, die ich mehr von früher kannte. Ich bin bis vor einigen Jahren sehr schnell ausgeflippt. Das konnte einen mehr oder minder unfähigen Callcenter-Agenten erwischen, den Pizza-Lieferdienst, meine Freunde oder eben komplett fremde Leute auf der Straße. Meine Aggressionen habe ich in den letzten Jahren immer besser in den Griff bekommen. Durch die Meditation, viel Arbeit an mir selbst sowie Selbstreflexion und Achtsamkeitsübungen sind da die wichtigsten Tools. Mittlerweile habe ich ein besseres Verständnis bekommen und weiß mit Situationen besser umzugehen, ohne den Kopf dabei zu verlieren.
What do animals do when they’re scared? They bite.
Dachte ich. Cupcakes and Cashmere, ein sehr renommierter amerikanischer Blog, hat dazu einen Artikel geschrieben mit dem Titel “We need to talk about how we talk to each other“. Sie beschreibt darin den Konflikt zwischen der anhaltenden Angst, der verstärkt aufkommenden Depressionen und gleichzeitig den positiven Aspekten der Krise, nämlich mehr Zeit für uns selbst und alte oder neue Hobbys. Genau in diesem Zwiespalt finde auch ich mich wieder. Während ich es sehr genieße, mich kreativ in meiner Fotografie auf ganz neue Wegen auszuleben, so vermisse ich doch meinen hektischen Alltag, mache mir große Sorgen um unsere Zukunft und auch wegen den fehlenden Jobs und Aufträgen derzeit. Solche Alpträume wie jetzt in dieser Zeit hatte ich sonst noch nie. Die Bloggerin beschreibt auch, wie sich die Hasskommentare gerade häufen auf ihrer Seite, ein Phänomen, was gerade viele erleben müssen.
Alltagsaggressionen hinter sich lassen?
Wir alle haben gerade Angst. Genau das verstärkt auch den Drang danach, es rauszulassen. Ich bin gerade an einer Serie von Mediationen dran, in denen es darum geht sich vorzustellen, dass eine Person, die wir überhaupt nicht mögen, super glücklich ist. Das ist echt schwierig, weil man sich solche Leute im Grunde gar nicht vorstellen möchte. Doch im Kurs habe ich gelernt, dass es unser ganzes Leben beeinflussen kann, wenn wir mit einer einzigen Person nicht im Reinen sind. Das heißt nicht, dass wir alles okay finden müssen was andere Leute tun oder wie sie sich verhalten. Das ist es nicht. Doch wir können beeinflussen, wie sehr uns das beeinträchtigt. Wie sehr wir es an uns ranlassen. Hurt people hurt people. Das ist ein sehr wichtiger Spruch, den wir immer im Kopf behalten müssen.
Deswegen, wenn nächstes Mal in der Supermarktschlange ein unnötiger Kommentar kommt: Tief durchatmen, lächeln und zurück in die Sonne laufen und an all das Glück denken, was wir gerade trotz Krise erleben dürfen.
1 Kommentar
Ich bin echt heilfroh wenn alles wieder in gewohnte Bahnen läuft. Sehr anstrengend mit 3 Kindern alleine Daheim.
Liebe Grüße
Tina von wimpernverlängerung salzburg