Ich habe mich für eine Studie angemeldet, die von einem großen Public-Health-Unternehmen durchgeführt wird. Tatsächlich kann ich mich gerade gar nicht mehr erinnern, wo und wie ich darauf gestoßen bin. Es ist nämlich schon eine Weile her, bis es dann endlich losging. Wir hatten Telefonate und ich habe immer mal wieder Fragebogen ausgefüllt. Jetzt habe ich den Zugang zum Onlineprogramm erhalten und ich schaue alle paar mal Tage rein, um an den Übungen teilzunehmen. Es geht dabei vorrangig um Schematherapie. Das ist eine noch relativ neue Weiterentwicklung der Kognitiven Verhaltenstherapie. Es geht grundsätzlich darum, dass wir bestimmte Schemata in unserem Leben erlernt haben, die uns steuern – und wie wir das ändern können.
Was ist Schematherapie?
Mit einem Schema ist ein typisches Muster von Gefühlen, Gedanken und Empfindungen gemeint, die das Verhalten steuern. Dieses Muster wird in der Kindheit gelernt. Quelle: therapie.de
Wenn bestimmte Grundbedürfnisse – wie nach Liebe oder Sicherheit – in unserer Kindheit nicht erfüllt worden sind, können sich auch ungünstige Schemata entwickeln. Diese erschweren unseren weiteren Lebensweg und die Beziehungen, die wir zu anderen Menschen führen. Diese Therapieform wurde erst in den 90ern in den USA entwickelt, hauptsächliche für Borderline-Betroffene und Menschen, die an schweren Depressionen leiden. Tatsächlich finde ich die Ansätze der Therapie allerdings auch für weitere Personengruppe geeignet, weil wohl keiner von uns die perfekte Kindheit ohne Wunden hatte.
Es geht also zunächst darum, sich der ungünstigen Muster bewusst zu machen, die wir entwickelt haben in unserem Leben. Dann können wir sie auch verändern und unsere Bedürfnisse auf eine gesündere Art befriedigen.
Kann ich meine Erinnerungen verändern?
Im Verlauf der Studie habe ich eine Übung durchgeführt, in der ich mich gedanklich an eine schlimme Situation aus meiner Kindheit erinnern sollte. Dann sollte ich mir bewusst vorstellen, wie ich plötzlich aus der Situation gerettet werde. Ich habe also eine neue Szene in meiner Erinnerung hinzugefügt. Buchstäblich habe ich mir vorgestellt, wie es in der Minute an der Tür klingelt und ich als kleines Kind gerettet werde. Es ist eine schwierige Übung und man sollte dabei sehr vorsichtig vorgehen, es vielleicht sogar vorab mit einem Therapeuten besprechen. Das sage ich ganz bewusst so deutlich, weil mir die Übung äußerst schwer gefallen ist. Dennoch hat es etwas in mir bewirkt. Nachhaltig bewirkt.
Ich kann das gar nicht so gut in Worte fassen, doch seitdem kann ich mir leichter bewusst machen, dass meine Erfahrungen in der Kindheit nicht die Norm sind. Was ich erlebt habe, das war die Ausnahme. Menschen sind nicht immer so. Ich darf vertrauen, auf meine Freunde und auch auf mich selbst, ich werde nicht im Leben immer wieder in solchen Situationen landen wie in meiner Kindheit.
Nach dieser Übung habe ich das Onlineprogramm erstmal für mehrere Wochen pausiert. Ich habe es mit einer Therapeutin besprochen. Doch ich möchte weitermachen und schauen, was noch möglich ist. Vielleicht klappt es. Vielleicht kann ich meine Erinnerungen verändern, um heute ein besseres und gesünderes Leben zu führen.
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