Niemand kann die Vergangenheit ändern – oder doch? Ich bin beim Lesen des Buchs “Das Kind in dir muss Heimat finden” auf eine erstaunliche Übung gestoßen. Übrigens kann ich das Buch wirklich sehr empfehlen. Ich bin gerade mal zur Hälfte damit durch und ich habe so viele neue Erkenntnisse gewonnen. Kannst du deine Vergangenheit ändern? Natürlich kannst du dir keine Zeitmaschine ausleihen, zurückreisen und alles anders machen. Doch du kannst deine Wahrnehmung ändern, dir Dinge anders vorstellen. Denn: Unser Gehirn unterscheidet nicht zwischen Realität und Vorstellung.
Übung: So kannst du deine Vergangenheit ändern
Ich kann euch das ganze Buch sehr empfehlen. Dennoch wollte ich jetzt diesen Beitrag nur dieser einen Übung widmen, einem ganz winzigen Bereich des Buchs – der jedoch umso bedeutsamer ist. Darin beschreibt Autorin Stefanie Stahl, dass wir hirntechnisch die Möglichkeit haben alte Erinnerungen zu überschreiben. Die Übung hat nicht sie sich ausgedacht, sondern sie stammt aus der Schematherapie und einem Buch mit diesem Titel von Gitta Jacob und Arnoud Arntz.
Stell dir dafür eine Situation aus deiner Kindheit vor, die dich so richtig belastet. Fühl dich so hinein, wie du dich auch als Kind gefühlt hast. Bei mir gibt es einige sehr traumatische Erlebnisse, in die ich mich gar nicht so komplett hineinführen möchte oder kann. Deswegen nehme ich hier zunächst ein “harmloseres” Beispiel. Auf dem Schulhof hat ein Junge mir einen Schaumkuss auf den Kopf geschlagen, damals nannten wir die noch politisch inkorrekt “Mohrenkopf”. Danach war ich jahrelang das Opfer des Schulhofs und hatte den Spitznamen “Mohrenkopf” oder kurz “Mohre”.
Male dir jetzt aus, dass du damals Hilfe hattest. Egal was oder wer, von der Omi bis hin zu Superman. Ich hatte gestern Abend so einen meiner emotionalen Momente und ich hab mich so richtig hineingefühlt. In meiner Vorstellung war es eine lustige, coole Drag Queen, die mir zur Seite steht. Sie packt den bösen Jungen am Kragen und säuselt: “Das war aber gar nicht nett, jetzt entschuldige dich mal, du Dickerchen!”
Ich musste bei dieser Vorstellung lachen. Und glaubt mir, ich habe vorher noch nie bei dieser Erinnerung an früher lachen müssen. In einigen anderen Situationen stellte ich mir nun auch meine Drag Queen vor, wie sie ihre Scherze reißt, mich beschützt und die Peiniger entlarvt.
Ich weiß nicht, ob diese Übung etwas für jeden ist. Ich selbst hatte schon immer eine rege Fantasie, malte mir gerne Geschichten aus und träumte in den Tag hinein. Wer stark auf die Realität bezogen ist, tut sich vielleicht damit schwer, sich solche Sachen auszudenken. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass es einen Versuch wert ist. Mir hat es in den letzten Monaten sehr geholfen, mich verstärkt mit meiner Vergangenheit auseinander zu setzen. Ich bin mir sehr sicher damit, dass wir kein glückliches und selbstbestimmtes Leben führen können, wenn wir nicht damit im Reinen sind.
4 Kommentare
Das buch hört sich sehr gut an ,, ich kenne es von meinen Therapie Stunden ,, somit war meine Vergangenheit etwas leichter aufzuarbeiten bei einigen Themen. Ich werde mir das Buch mal ansehen vielen Dank für den tipp
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende
Das hört sich wirklich sehr interessant an!
Das ist eine schöne Übung, die gefällt mir. In meiner Vergangenheit gab es auch genug, was sich zu überschreiben lohnt, aber mit vielem möchte ich mich gar nicht mehr auseinandersetzen.
Liebe Grüße
Jana
Das werde ich auch mal ausprobieren. Ich denke jeder hat Erlebnisse, die er gerne anders wahrnehmen würde. Danke für den Input 🙂