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Eine Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation

30. Dezember 2022
Eine Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation

“Er sieht so hässlich aus!” – versus “Sein Äußeres zieht mich nicht an.” Die gleiche Aussage, doch komplett anders formuliert. Im Grunde fasst das die Gewaltfreie Kommunikation ganz gut zusammen. Im Alltag und auch in Streitgesprächen verfallen wir ganz schnell damit, die Dinge zu bewerten (so wie: “du bist immer so faul!”). Dabei hat diese Bewertung gar nicht immer wirklich etwas mit der Situation zu tun, manchmal ist das nur unser eigenes Bild auf die Dinge und es kann zu ganz vielen Missverständnissen führen. Deswegen hat der US Psychologe Marshall B. Rosenberg dieses Handlungskonzept entwickelt und ich lese auch gerade ein Buch dazu. Meine ersten Eindrücke aus diesem Buch möchte ich in dieser Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation mit euch teilen!

Eine Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation

30something Kolumne auf andysparkles

Das Konzept schnell zusammengefasst – eine Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation

Es gibt vier Komponenten der GFK: Beobachtungen, Gefühle, Bedürfnisse und Bitten. Diese bauen sozusagen aufeinander auf. Welche Situation beobachten wir gerade? Was macht sie mit uns, wie fühlen wir uns dadurch? Welches Bedürfnis entsteht daraus und wie können wir eine angemessene Bitte aussprechen?

Im Buch wird ein Beispiel so erklärt: Eine Mutter sieht, dass ihr Sohn die Socken im Raum herumliegen lässt. Anstatt zu meckern, was meist auch erfolglos bleibt – der Sohn würde vermutlich in den Widerstand gehen – wendet sie die GFK an. “Wenn ich sehe, dass im Wohnzimmer schmutzige Socken auf dem Boden liegen, dann bin ich irritiert, weil mir Ordnung wichtig ist.” “Bringst du bitte deine Socken in dein Zimmer oder in die Waschmaschine?”

Der Prozess besteht also aus einer konkreten Handlung, die wir beobachten, unser Gefühl dazu und unser Bedürfnis. Außerdem eine weitere konkrete Handlung, um die wir bitten, damit unser aller Leben dadurch besser wird.

Ich weiß, das alles klingt im ersten Moment durchaus verwirrend. Scheint es doch so normal, sich über Unordnung aufzuregen. Doch wie respektvoll, wie zielführend ist diese Kommunikationsweise? Hast du dir darüber schon mal Gedanken gemacht?

Mein Problem ist erstmal, dass ich mir Sorgen um meine Impulsivität mache. Kann ich in einem solchen Moment, wenn ich genervt bin, an die Gewaltfreie Kommunikation denken?

Je mehr ich in dem Buch über weitere Bespiele dazu lesen, umso klarer wird mir auch: Gewaltfreie Kommunikation bedeutet auch, sich selbst besser kennen zu lernen. Was fühle ich, was sind meine Bedürfnisse?

Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.

Sufi-poet rumi
Eine Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation

Unterdrückte Gefühle machen uns wütend

Viel zu oft unterdrücken wir unsere Gefühle, weil wir glauben, sie seien nicht angebracht. Angst oder Wut zeigen, das gehört sich doch nicht. Jungs wird es so antrainiert, dass Männer keine Angst zeigen dürfen. Mädchen gelten schnell als Heulsusen. Irgendwann kann es dazu führen, dass es uns immer schwerer fällt, uns selbst zu spüren. Was fühle ich denn jetzt? So geht es mir auch manchmal am Tag. Bin ich jetzt traurig, wütend, fühle ich mich einsam oder was ist überhaupt los? Ich trainiere das mittlerweile, vor allem im Umgang mit Menschen führe ich regelmäßige Check-Ups mit mir selbst durch. Ist alles ok, wie fühle ich mich, brauche ich etwas? Das hilft auch in der Kommunikation mit anderen. Nur wenn wir uns selbst spüren, können wir auch unsere Bedürfnisse zum Ausdruck bringen.

Verantwortung übernehmen für die eigenen Gefühle

“Was andere sagen oder tun, mag ein Auslöser für unsere Gefühle sein, ist aber nie ihre Ursache.” Marshall B. Rosenberg

Wenn uns jemand harsch kritisiert, dann haben wir vier Möglichkeiten, damit umzugehen: Wir können uns selbst die Schuld geben, der anderen Person die Schuld geben, unsere eigenen Gefühle und Bedürfnisse wahrnehmen oder die der anderen.

In unserer Entwicklung zur emotionalen Befreiung unserer Emotionen durchlaufen wir laut Rosenberg drei Stadien:

  • Stadium 1, die emotionale Versklavung: Wir glauben an unsere Verantwortung für die Gefühle anderer. Gerade in engen Beziehungen wirkt sich das sehr zerstörerisch aus.
  • Stadium 2, die Rebellion: Wir wollen nicht mehr für die Gefühle anderer verantwortlich sein. In diesem frischen Stadium kann man auch mal über das Ziel hinausschießen.
  • Stadium 3, die emotionale Befreiung: Wir reagieren auf die Bedürfnisse anderer mit Mitgefühl, nicht mit Angst, Schuld oder Scham. Wir übernehmen die Verantwortung für uns selbst, doch nicht für die Handlungen oder Emotionen der anderen. Wir sprechen klar über das, was wir uns wünschen und machen auch klar, dass uns die Bedürfniserfüllung der anderen am Herzen liegt.

Es geht nicht um reinen Egoismus bei der Sachen, es geht um eine gesunde Abgrenzung und darum, bei sich selbst zu sein. Das ist auch eine gute Basis für die Gewaltfreie Kommunikation!

Hast du schon mal von diesem Konzept gehört? Wie findest du es bis jetzt?

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