Vor fast genau einem Jahr habe ich so richtig angefangen, Laura’s Podcast rauf und runter zu hören. Da hörte ich auch zum ersten Mal von “Vergebung”. Das war für mich damals eine ganz große Ablehnung, ich war ganz fest der Meinung, dass ich niemals vergeben kann, was meine Eltern mit angetan haben. Da hatte ich auch noch nicht verstanden, was Vergebung wirklich bedeutet. Denn es geht nicht darum, plötzlich gutzuheißen, was passiert ist. Du musst nicht mal Kontakt mit den Personen aufnehmen, denen du vergeben möchtest. Stattdessen akzeptierst du, was bisher ist. Schließt deinen eigenen Frieden damit. Durch diese Akzeptanz brichst du den Widerstand, kannst heilen und endlich in der Gegenwart leben.
Wir halten an etwas fest, wenn wir uns dagegen sträuben
Wenn wir bestimmte Dinge aus der Vergangenheit nicht akzeptieren können, uns immer wieder dagegen wehren, dann halten wir uns selbst davon ab, ein glückliches Leben zu führen. Wir durchleben die Konflikte immer wieder in der Gegenwart, versuchen sie zu lösen. All meine bisherigen “Beziehungen” waren ein einziges Minenfeld, was mich immer sehr an meine Familientragödie erinnert hat.
Doch jetzt habe ich verstanden, dass das nicht “Blödheit” von mir war, sondern dass das Leben mir diese Menschen geschickt hat, damit ich Konflikte auflöse. Damit ich hinschaue, nicht verdränge. Kein Mensch ist zufällig in deinem Leben. Beziehungen zu anderen Menschen halten uns immer einen Spiegel vor, damit wir uns selbst erkennen.
Nachdem ich viel über die Missverständnisse über Vergebung gelernt habe, war ich bereit dazu, es anzugehen. Für mich funktionieren da Online-Coachings sehr gut, weil ich mich Zuhause in meinem Safe Space in meinem eigenen Tempo damit beschäftigen kann. Das ist einfacher für mich, weil es gut in meinen Alltag integrierbar ist und mir nicht leicht fällt.
Ich hätte nie gedacht, ein Jahr später hier zu sitzen und ernsthaft einen Kurs zu starten, in dem es darum geht der Mutter zu vergeben. Wir stellen uns dazu viele Fragen, machen Meditationen und beleuchten das Thema Vergebung von allen Seiten. Es hilft mir sehr. Doch dass die wirklichen Probleme dabei anfangen, dem Vater zu vergeben, hätte ich auch nicht gedacht. Das kann ich nicht. Jedes Mal wenn ich versuche die Meditation zu diesem Thema zu starten, drifte ich ab. Wie tief sitzt dieser Schmerz, warum war mir das nie bewusst? “Vater” war für mich nie präsent, als gäbe es das Thema gar nicht. Schließlich kenne ich diesen Mann doch kaum, wer ist er schon für mich?
Was bedeutet Vergebung wirklich?
Vergebung ist für mich bisher der größte Gamechanger in meiner persönlichen Weiterentwicklung. Ich habe erkannt, dass auch meine Mutter nur ein verletztes Kind ist, was nie gelernt hat, Liebe auszudrücken. Niemals möchte ich mit dieser Frau mehr in Kontakt stehen wegen allem, was sie mir angetan hat. Darum geht es auch nicht. Ich spreche sie nicht frei von Schuld. Ich spreche mich frei davon, mit diesem Vorwurf gegen sie weiterhin zu leben. Was passiert ist, das ist passiert. Es hat mich zu der Person gemacht, die ich heute bin und mir auch viele Stärken mit auf den Weg gegeben. Durch Vergebung kann ich damit aufhören, in der Vergangenheit zu leben. Akzeptanz = Loslassen, das ist Vergebung.
Wir können auch uns selbst vergeben. Manchmal gehen wir mit uns selbst noch härter ins Gericht, als mit anderen Menschen. Was möchtest du endlich vergeben?
1 Kommentar
Ich finde es fast schon wohltuend, was du über dich und deine Mutter schreibst. Wohltuend ist es für mich deswegen, weil ich mit meiner Mutter ähnliche Probleme habe oder hatte. Sie ist im letzten Jahr gestorben und seither kann ich so richtig alles aufarbeiten und analysieren, was alles passiert ist. Aber vergeben kann ich noch nicht so richtig. Das dauert wohl noch.
Auf jeden Fall war sie für mich ein Beispiel, wie es nicht laufen sollte – zwischen Mutter und Kind.
LG
Sabiene