Hat er das jetzt ernsthaft gesagt? Hat er jetzt ernsthaft gesagt, ich sollte froh sein, dass mich niemand auf der Arbeit sieht, weil ich im Büro arbeite – weil es ja nun mal peinlich ist, als Influencer noch einen normalen Job zu haben, so mit Arbeitszeiten und so? Ich habe vor allem früher unheimlich diese Menschen beneidet, die nicht so viel nachdenken (können). Über bestimmte Dinge.
“Sie haben doch zwei Ohren oder?”, sagt meine Lieblingsfrau auf der Post zu mir, als ich ihr von so einer DHL-Story erzählt habe. “Eins rein, eins wieder raus.” Ich liebe die Berliner genau für diese Art. Sie sind cool, immer leicht unterkühlt und meinen es nie wirklich böse. Für Nicht-Berliner kommt es oft so rüber, als wären alle Berliner irgendwie arschig, dabei sind sie das gar nicht. Sie schmunzeln dabei.
Du denkst nun mal zu viel nach
Ich denke generell zu viel nach. Über alles und jeden. Manchmal treffe ich völlig random Leute auf einer Party und grübele noch einige Wochen danach über unser Gespräch, selbst wenn es nicht mal zwei Minuten gedauert hat. Ich bin regelrecht stolz auf mich, wenn ich auch mal was (jemand) vergesse.
Für mich hat es sich tatsächlich immer merkwürdig angefühlt, dass andere Leute so irre wenig nachdenken. Die vergessen einfach.
Ich entscheide mich nicht aktiv dazu, viel nachzudenken. Das tue ich einfach, so wie andere es anscheinend nicht tun. Du denkst zu viel nach, das heißt so viel wie, du machst etwas falsch. Das darf dich nicht so beschäftigen, kannst du deine Zeit nicht sinnvoller einsetzen?
(Über-)analysieren und auseinander nehmen
Nun passiert es also, dass ich über so eine Bemerkung nachdenke. Oder eine andere, ähnliche. Ich nehme den Satz auseinander, analysiere die Situation und wäge Pro und Kontra ab. Job kündigen, Vollzeit Influencer werden? Einen Freitagspost schreiben und über die Peinlichkeit des Arbeitens diskutieren? Oder es einfach lernen, weniger nachzudenken?
Wieso hat es überhaupt so einen schlechten Ruf, mal sich Zeit zu nehmen und über Dinge nachzudenken? Wäre es das nicht für sehr viele Leute mal eine verdammt gute Idee?
Vielleicht wird zu wenig nachgedacht
Vielleicht wird in unserer Zeit einfach überhaupt zu wenig nachgedacht. Wenn wir alle mal morgens aufstehen und darüber nachdenken würden, ob es jetzt wirklich Sinn macht, noch zehnmal auf Snooze zu drücken, wieder die Tram verpassen und nochmal zu spät auf die Arbeit kommen (wobei… Arbeit??) oder ob wir wirklich dieses fünfzehnte selbstverliebte Instagram-Selfie hochladen sollten, dann würde uns vielleicht allen viel erspart bleiben.
Vielleicht würde niemand mehr Berlin Tag und Nacht schauen und vielleicht wäre die Welt ein besserer Platz. Macht es wirklich Sinn, sich in einem Berliner Club als Hund zu verkleiden oder sich übers Knie legen zu lassen und ein paar Prügel zu kassieren? Eben. Ein wenig nachdenken schadet uns vielleicht allen ab und an mal nicht.
…aber dann auch mal weniger grübeln
Da ich generell zu viel nachdenke und dann eben auch in Grübel-Schleifen verfalle (warum hat sie heute morgen nicht gelächelt, als sie mir einen Guten Morgen gewünscht hat? Sie muss mich jetzt hassen!), denke ich oft genug bewusst NICHT nach. Das funktioniert bedingt. Es wirkt oft etwas gequält.
Mit manchen Dingen finde ich mich notgedrungen ab und weigere mich, darüber nachzudenken. Zum Beispiel, damit dass ich eben zu viel nachdenke. Immer. Fast immer.
8 Kommentare
Amaizing 🙂
Kisses! Katsuumi.pl
Ich bin auch ein totaler Nachdenker – ich mache mir über alles Gedanken, wie du beschrieben hast. Über Dinge der Vergangenheit und Dinge der Zukunft und ich finde es ist manchmal leichter für Leute, die nun mal nicht so viel nachdenken. Ich will mich jetzt nicht als ganz cleveres Köpfchen darstellen, aber nachdenken kann bis zu einem gewissen Punkt, echt die Laune verderben bzw. Stress auslösen.
Ich wäre auch gerne spontaner, aber das kann man durch das nachdenken oft nicht – Dinge auf sich zu kommen lassen? Fehlanzeige. Immer wieder wird gegrübelt.
Liebe Grüße ♥
Nicci von http://www.gossip-gaga.blogspot.de
Da geht es mir genauso wie dir Andrea. Ich denke permanent nach, wenn ich gerade nicht beschäftigt bin. Ich deute Dinge, die vielleicht gar nicht böse gemeint sind und grüble Stunde um Stunde, warum jemand etwas gesagt hat bzw., wie er das gemeint hat und über 1000 andere Dinge. Das kann einen zerfressen, aber man kann den Kopf nicht ausschalten. Das ist fies, aber auch irgendwie gut, denn ich glaube man ist dadurch auch feinfühliger. Und das ist eine gute Charaktereigenschaft.
Liebe Grüße
Christine
von http://www.pretty-you.de
Ich denke auch oft zu viel nach und kann das oft nicht abschalten. Es ist halt so. Ich glaube kaum, dass man das steuern kann.
Liebe Andrea,
so ein toller Text, in dem ich mich absolut wiedergefunden habe. Ich denke auch immer viel zu viel über alles und jeden nach 😀 aber ich sage mir dann immer, dass ich einfach ein durchdachter Mensch bin und dass das zu mir gehört. Manchmal wünsche ich mir jedoch schon, mehr ein Bauchmensch zu sein.
Liebste Grüße
Lisa
http://www.mycafeaulait.at
Ein toller Text. In manchen Situation denke ich auch einfach zu viel nach.
Hallo Andy, ein toller Post. "Mach Dir nicht so viele Gedanken…", kenn ich :-). Ganz liebe Grüsse aus der Pfalz von Jasmin
Ich denke auch in vielen Situationen zu viel nach und steigere mich in Dinge viel zu sehr rein. Im Überinterpretieren bin ich Meisterin. Aber über Gespräche, die in der Vergangenheit abgelaufen sind denke ich nicht mehr nach. Das habe ich mir abgewöhnt, schließlich kann ich eh nichts mehr ändern also ist das eigentlich reine Zeitverschwendung. Worüber ich z.B sehr viel nachdenke sind so Fragen wie wer bin ich eigentlich? Was kann ich tun, um glücklicher zu sein? Warum verhalte ich mich in bestimmten Situationen wie ich mich eben verhalte? Ich weiß nicht genau ob das jetzt gut oder schlecht ist. Ich reflektiere mich eben viel selbst, aber vielleicht sollte ich einfach nicht so viel denken, sondern einfach das Leben leben wie es kommt und dann klären sich früher oder später vielleicht meine Fragen von selbst.
Liebe Grüße
Pascale
myheartbeatlife.wordpress.com