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Freitagspost: Introvertiert in einer extrovertierten Welt

26. Januar 2018
Introvertiert in einer extrovertierten Welt-Freitagspost-Gedanken-andysparkles.de

Wir leben in einer extrovertierten Welt. Die Welt gehört den Lauten. Wer sich still verhält, wird oft sogar als dumm eingeschätzt. Das habe ich selbst als Kind erlebt. Introvertiert ist nicht gleich schüchtern. Ich kenne sehr laute, sehr extrovertierte Menschen, die super schüchtern sind. Während es mir selbst oft gar nicht so schwer fällt, fremde Menschen anzusprechen oder auf einer Bühne zu stehen – obwohl ich introvertiert bin. Wie lebt es sich – introvertiert in einer extrovertierten Welt – und welche Missverständnisse kommen auf?

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Warum ein introvertierter Mensch die Öffentlichkeit sucht

Ich habe oft selbst nicht verstanden, warum ich als stark introvertierter Mensch mich in die Öffentlichkeit stelle. Instagram Stories mache, YouTube Videos drehe oder sogar Interviews für das Fernsehen. Ist es nicht ein Gegensatz in sich? Sollte ich so ewas nicht generell meiden? Doch wenn ich dem Thema nachgehe, finde ich viele Artikel über stark introvertierte Menschen, die eben genau das tun. Schauspieler werden. In eine Rolle schlüpfen. Die Show ist vorbei, wenn der Vorhang fällt.

“Ich glaube”, sagt Brandt, “dass es künstlerisch ein sehr interessanter Vorgang ist, wenn man Widerstände überwindet.” Jedes Mal, wenn er auf die Bühne trete, gebe es einen Moment der Konzentration, bevor er den Mut fasse, aufzutreten. Der Spiegel über Schauspieler Matthias Brandt

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Die Welt der Extrovertierten

Großraumbüros sind Trend, wir arbeiten in Teams und tauschen uns nonstop aus. Heutzutage “muss” man einfach ein großes Netzwerk haben, laut sein und permanent auf sich aufmerksam machen. Obwohl die wenigsten solche Großraumbüros wirklich als fördernd für die Kreativität wahrnehmen. Für die meisten ist es nur eins: Stress.

Extrovertierte Menschen werden eher wahrgenommen, schaffen es leichter, beruflich weiter zu kommen oder werden als sympathischer wahrgenommen.

Die Missverständnisse über introvertiere Menschen

“Sorgfalt, Analyse, Konzentration – das sind die Stärken der Stillen”, sagt sie. “Warum geben wir ihnen trotzdem immer wieder das Gefühl, nicht gut genug zu sein?” (Quelle: Der Spiegel)

Jeder Mensch hat introvertierte und extrovertierte Seiten, tendiert aber in die eine oder in die andere Richtung. Zunächst mal, man kann es sich nicht aussuchen. Introvertierte Menschen ziehen Kraft aus der Stille, sie brauchen viel Zeit für sich und finden zu viel Gesellschaft von anderen oft ermüdend. Das ist bei extrovertierten Menschen das Gegenteil – sie ziehen Kraft aus der Gemeinschaft.

Introvertierte sind schüchtern und haben keine Emotionen

Introvertiert ist nicht gleich schüchtern, das hat damit erst mal nichts zu tun. Genauso ist es mit dem Pokerface. Wer introvertiert ist, zeigt nicht viele Emotionen – Stichwort Resting Bitch Face. Doch das heißt nicht, dass wir keine Emotionen haben! Wir gehen nur kontrolliert damit um und zeigen sie nicht direkt.

Wer introvertiert ist, mag überhaupt nicht mit anderen in Gruppen zusammen arbeiten

Mir wurde schon oft unterstellt, dass ich nicht mit anderen in Gruppen zusammen arbeiten möchte oder nichts mit den anderen zu tun haben wolle. Bei mir ist es ganz einfach so, dass merke ich immer wieder: In einer Gruppe von mehreren Leuten mache ich dicht, wenn ich das Gefühl habe, keiner will etwas von mir hören. Extrovertierte Menschen werden dann gerade lauter, um sich Gehör zu verschaffen. “Das ist der Unterschied zwischen uns”, sagt eine Freundin kürzlich zu mir. “Du gehst dann eben, ich mache auf mich aufmerksam.”

Introvertierte Menschen reden nicht gerne

Das könnte kaum falscher sein. Christine beschwert sich manchmal, weil ich ihr viel zu viel rede. Ich erzähle und rede sogar richtig viel. Allerdings über Themen, die mich sehr interessieren, denn Small Talk mag ich überhaupt nicht. Manche introvertierte Menschen schwingen sogar richtig tolle Reden.

Wer introvertiert ist, scheut die Öffentlichkeit und ist am liebsten alleine

Noch ein typisches Missverständnis. Während ich morgens oft meine Ruhe brauche und es überhaupt nicht mag, noch vor dem ersten Kaffee in großen Frühstücksräumen mit vielen Menschen zu sitzen, liebe ich es, neue Städte und Menschen kennen zu lernen. Ich bin sogar von der Kleinstadt in die Großstadt gezogen. So gerne ich auch daheim alleine ein Buch lese, so gerne verbringe ich auch Zeit mit Familie und Freunden.

Die müssen nur mal aus sich herauskommen!

Bis heute höre ich diesen Satz ständig: “Komm doch mal aus dir heraus”. Viele Menschen denken, es wäre erlernbar oder möglich, wenn man nur will, aus sich mehr heraus zu kommen. Dabei kann sich die Persönlichkeitsstruktur nicht ändern lassen. Ist das denn auch wirklich erstrebenswert? Wir sollten alle lieber unsere Stärken verbessern, anstatt an unseren (scheinbaren) Schwächen zu mäkeln.

Introvertierte sind Spaßbremsen und noch dazu frech

Manchmal fühle ich mich selbst wie eine Spaßbremse, weil ich im Club nicht anfange wilde Tänze aufzuführen oder mich dabei filme, wie ich lauthals im Auto Songs mitschreie. Es ist nun mal nicht mein Ding. Trotzdem lache ich gerne und man sagt sogar, ich hätte Humor. Noch so ein Missverständnis: Wer wenig Emotionen zeigt, wird oft als unfreundlich wahrgenommen.

Extrovertierte Menschen sind glücklicher

Ein weit verbreitetes Missverständnis. Ich stelle es mir sogar schwer für extrovertierte Menschen vor, weil sie generell als glücklichere Menschen wahrgenommen werden, weil sie als glücklicher wahrgenommen werden, obwohl sie es gar nicht sind. Glück hat nichts mit Persönlichkeitsstruktur zu tun.

Introvertiert in einer extrovertierten Welt – ist es schwierig? Klar ist es manchmal schwierig, wenn man von seiner Umwelt weniger wahrgenommen wird. Oder sogar falsch wahrgenommen wird. Über die Jahre habe ich gelernt, viel zu beobachten und dadurch viel zu lernen. Meine Stärken besser zu wahrnehmen und mich zu akzeptieren. Ich mag es genauso, mich mit extro- wie auch mit introvertierten Menschen zu umgeben. Anderssein ist nichts Schlechtes. Es ist nur anders.

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Die 5 besten “Introvert Quotes”

Quelle: Introvertspring.com

“People empty me. I have to get away to refill.” ~ C. Bukowski

“Quiet people have the loudest minds.” Stephen Hawking

“Don’t think of introversion as something that needs to be cured…Spend your free time the way you like, not the way you think you’re supposed to.”~ Susan Cain

“Wise men speak because they have something to say; Fools because they have to say something.” ~ Plato

“You may think I’m small, but I have a universe inside my mind.” ~Yoko Ono

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22 Kommentare

  • Antworten Mrs Unicorn 26. Januar 2018 um 13:44

    So ein schöner Beitrag. Vielen Dank für deine Gedanken.

    Viele Grüße und eine fantastische Woche.
    Celine von http://mrsunicorn.de

  • Antworten Anna 27. Januar 2018 um 09:08

    Ein sehr schöner Post. Ich bin selber eher introvertiert und da fällt es mir auch manchmal schwer sich in Gruppen gegen andere durchzusetzen. xxx

  • Antworten Billchen 27. Januar 2018 um 10:10

    Sehr schön geschrieben. Ich bin auch sehr introvertiert und vieles kommt mir bekannt vor. Mich stört es das viele, vor allem auf der Arbeit, mit Zwang versuchen einen zu ändern…

    Liebe Grüße
    Sybille von Billchen’s Beauty Box

  • Antworten Jana 27. Januar 2018 um 10:56

    Ich bin auch alles andere als ein extrovertierter Mensch und kann vieles nachvollziehen, was du geschrieben hast! Besonders schön fand ich am Schluss die Zitate von Plato und Yoko Ono!

    Liebe Grüße
    Jana

  • Antworten Nadine von tantedine.de 27. Januar 2018 um 11:11

    Toller Beitrag liebe Andrea! Ich weiß gar nicht wo ich mich einordnen soll aber eher introvertiert als extrovertiert. Ähnlich wie bei dir. Ich habe keine Probleme andere Menschen anzusprechen oder vor vielen Menschen zu sprechen. Ich kann den Satz: ‘komm mal mehr aus dir raus’ total nervig. Ich sage dann immer ‘nimm du dich doch mal etwas zurück’.
    Liebe Grüße Nadine von tantedine.de

    • Antworten Andy 27. Januar 2018 um 17:22

      Oha den Spruch finde ich super, das muss ich mir merken. Gute Antwort!

  • Antworten Sissy 27. Januar 2018 um 11:59

    Da hast du mich jetzt aber zum nachdenken gebracht! Ich würde mich jetzt – je nach Situation – eher in der Mitte einordnen. Früher als Teenager war ich eher introvertiert und erst mit dem Alter kam dann auch mehr Selbstbewusstsein.

  • Antworten bianca 27. Januar 2018 um 12:04

    sehr spannendes Thema – ich bin auch sehr oft beides, hängt sehr viel mit der situation ab und auch mit mir selbst, ob ich gerade “lust” haben “laut” zu sein.

    alles liebe
    bianca
    http://www.worryaboutitlater.com

  • Antworten Milli 27. Januar 2018 um 14:06

    Ein toller Artikel über ein Thema das ich sehr spannend finde. Ich denke auch, dass jeder Mensch beide Seiten hat und die eine mehr und die andere weniger ausgeprägt ist.

    Liebe Grüße, Milli
    (http://www.millilovesfashion.de)

  • Antworten Tina 27. Januar 2018 um 15:36

    Definitiv ein interessantes Thema und ich könnte ehrlich gesagt nicht genau sagen, wo ich mich einordnen würde. Einerseits liebe ich es neue Kontakte zu knüpfen aber andererseits genieße ich such alleine sein und Smalltalk nervt mich schnell .. schön dass du dich dem Thema so annähert und ich liebe übrigens die Bilder dazu <3

    Xxx
    Tina

    https://styleappetite.com

  • Antworten Vanessa 27. Januar 2018 um 16:35

    Wahre Worte.
    Du triffs den nagel auf den Kopf und ich fühle mich sehr angesprochen. Oft heißt es ich sei sehr unfreundlich, weil ich eben nicht lächelnd durch die Stadt laufe. Das würde sich vielleicht in meiner Wahlheimat ändern, aber hier mag ich einfach nicht meine Emotionen zeigen.
    Auch Discos und Bars vermeide ich, denn das ist nicht meine Welt. Dafür kann ich Stunden lang quatschen, bis meine Lippen fusslig werden.

    Ich hoffe der Bericht klärt mal einige Leute auf 🙂

    xoxo Vanessa

  • Antworten Katja von Schminktussis Welt 27. Januar 2018 um 21:28

    Ein wirklich toller Post. Ich kenne das selber nur zu gut .

  • Antworten Miutiful 28. Januar 2018 um 12:16

    Ein sehr interessanter Post und ein sehr sensibles Thema – ich denke aber, dass es auch viel damit zu tun hat, dass der Blog, die Insta Stories und Kommunikation über das Internet eine andere extrovertierte Welt darstellt. Du kommunizierst mit allen während Du alleine redest, Du sprichst zu allen während Du mit vielen sprichst. Es ermöglicht einen die Chance extrovertiert zu wirken ohne es tatsächlich sein zu müssen.

  • Antworten L❤ebe was ist 28. Januar 2018 um 20:57

    ein super spannender Beitrag, in dem ich mich sofort wieder erkenne! ich bin auch ein eher introvertierter Mensch!

    liebste Grüße auch,
    ❤ Tina von http://www.liebewasist.com

  • Antworten Jana Kalea 29. Januar 2018 um 02:58

    Ich bin auch eher introvertiert und hatte deshalb lange mit mir zu kämpfen. Mittlerweile habe ich mich so akzeptiert wie ich bin und kenne meine Stärken und Schwächen. Ich würde sogar sagen, dass gerade introvertierte Menschen unter Umständen erfolgreicher sind. Denn wer ständig am lautesten schreien muss bekommt oft nicht mit, was andere sagen.

    Liebe Grüße
    Jana
    http://www.comfort-zone.net

  • Antworten Saskia 29. Januar 2018 um 05:10

    Ein interessanter Beitrag. Ich wüsste jetzt gar nicht in welche “Schublade” ich mich selbst stecken soll.

  • Antworten Lisa 29. Januar 2018 um 12:04

    Ein wirklich toller Post zum Nachdenken, leider bin ich auch ein introvertierter Mensch wenn ich neue Leute kennen lernen muss habe ich extrem Probleme. Ich bin einfach viel zu schüchtern.

    Liebe Grüße Lisa
    von Pinkybeauty.de

  • Antworten Franziska Nazarenus 29. Januar 2018 um 17:13

    Der Post regt richtig zum Nachdenken an. Schön, dass du so intime Einblicke gibst und Aufklärungsarbeit leistet. Die Vorurteile sind doch sehr in der Gesellschaft verankert und du wehrst dich dagegen. Klasse.
    xx Franzi 🙂

  • Antworten sophias.kleine.welt 29. Januar 2018 um 17:35

    Wie immer ein Post. Krass, was du immer wieder für Themen findet über die du berichtest.

    Liebe Grüße
    Sophia
    http://sophiaskleinewelt04.blogspot.de/

  • Antworten Jenny 30. Januar 2018 um 11:48

    Ein sehr schöner Post, der zum Nachdenken anregt. Ich bin auch introvertiert, daher war der Post sehr interessant für mich.

    Liebe Grüße,
    Jenny
    http://www.rockerbella.de

  • Antworten Marie 30. Januar 2018 um 14:56

    Sehr schöner Beitrag mit tollen Zitaten, der zum Nachdenken anregt. Ich glaube eigentlich, dass mein einen Menschen gar nicht in eine Schublade – introvertiert oder extrovertiert – stecken sollte. In manchen Situationen ist man so und in einer anderen Situation wieder ganz anders. 😉
    Alles Liebe Marie

  • Antworten Simone 23. März 2022 um 09:16

    Hi, toller Artikel zu einem interessanten Thema! Bin selbst “leider” ein sehr introvertierter Mensch, was man in meiner Ursprungsfamilie als “Persönlichkeitsmangel” aufgefasst und versucht hat, es mir abzugewöhnen. Daher konnte ich auch kaum Strategien entwickeln, als stiller, reizüberfluteter Denker in einer extrovertierten Welt gut zu leben. Ich war permanent damit beschäftigt, mich ändern zu wollen, mich an Dinge anzupassen, die nicht meinen Bedürfnissen entsprechen. Nun rätsel ich oft, wo für mich die goldene Mitte liegt. Ich liebe Menschen, ich verabscheue Grobheit, fehlendes Einfühlungsvermögen und reizüberflutende Aktivitäten. Meistens sind Menschen nur im Paket mit alledem zu “bekommen” und ich verpasse regelmässig den Punkt, an dem ich hätte abspringen müssen, so dass die Nachteile die Vorteile (Austausch mit Menschen) überwiegen und ich kraftlos zurückbleibe. Wie macht ihr das, liebe introvertierte Freunde? Simone

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