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Warum wir über Lust sprechen sollten – auch wenn das Baby schon da ist

3. November 2025
Porträt von Andrea von andysparkles – Körpergefühl und Selbstvertrauen als Teil der Lust nach der Geburt.

Meine Freundin hat mich gestern gefragt, ob wir es schon wieder getan haben. Ähm, ja? Sie war überrascht. Dabei ist die Geburt schon fast acht Monate her.

Es herrschen so viele Mythen und Unsicherheiten über das Thema Sex nach der Geburt. Manche sagen, man soll sechs Wochen warten, andere meinen, es dauert Monate, bis man sich wieder bereit fühlt. Fakt ist: Ich war körperlich schon nach drei Wochen soweit. Mental? Weniger.

Und das ist genau der Punkt, über den kaum jemand redet. Denn selbst wenn der Körper wieder kann – der Kopf spielt oft nicht mit. Das Baby ist ständig da, man schläft kaum, der eigene Körper fühlt sich fremd an. Und irgendwo zwischen Stillen, Windeln und Wäsche soll plötzlich wieder Intimität entstehen?

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Modefoto von Andrea von andysparkles in Berlin – Ausdruck von Stärke, Selbstwahrnehmung und Lust nach der Geburt.

Wenn Lust keine Priorität hat

Man denkt oft, nach der Geburt läuft alles irgendwann einfach „wieder normal“. Aber was ist schon normal?
Mein Körper hatte sich verändert, mein Alltag sowieso. Ich war rund um die Uhr Mama, ständig in Bewegung, ständig gebraucht. Wenn Dottie endlich schlief, wollte ich vor allem eins: Ruhe. Kein Körperkontakt, kein Bedürfnis, einfach kurz existieren ohne Ansprüche. Nähe braucht Raum – und der ist am Anfang einfach nicht da.

Und genau da fängt die eigentliche Arbeit an: sich selbst wiederzufinden.

Der eigene Körper – plötzlich fremd

Ehrlich gesagt hat mich mein Körper nach der Geburt irritiert. Ich war stolz auf ihn, ja, aber er fühlte sich anders an. Weicher, empfindlicher, verändert. Manchmal, das muss ich zugeben, habe ich mich selbst nicht gerne angeschaut im Spiegel.

Viele Frauen erzählen, dass sie sich erst wieder „sie selbst“ fühlen, wenn sie Zeit hatten, in ihren Körper zurückzufinden. Für mich war das ein Prozess. Ich musste lernen, dass Lust nichts ist, das man einfach „abrufen“ kann, sondern etwas, das Raum, Vertrauen und Zeit braucht.

Kleine Schritte halfen mir: allein duschen, in Ruhe eincremen, Musik hören, mich bewegen. Klingt banal, aber diese kleinen Gesten waren wichtig, um mich selbst wieder als Frau wahrzunehmen – nicht nur als Mama.

Körperliche Nähe neu lernen

Was mir geholfen hat, war, Intimität neu zu definieren. Nicht immer gleich aufs Ganze gehen, sondern Berührungen, Nähe, kleine Momente. Eine Massage, sich einfach halten. Lust entsteht nicht aus dem Nichts. Sie wächst aus Sicherheit, Zeit und Selbstvertrauen. Und das dauert.

Manchmal verlernt man, was einem gefällt, weil alles so auf Funktion reduziert war: Stillen, Schlaf, Alltag. Und genau da kam für mich das Thema Selbstfürsorge und Selbstlust ins Spiel.

Andrea von andysparkles in Berlin – ein stiller Moment über Selbstfürsorge und Lust nach der Geburt.

Selbstwahrnehmung als Teil von Heilung


Ich habe irgendwann gemerkt, dass Intimität mit mir selbst genauso wichtig ist wie Intimität mit meinem Partner. Dass ich mich wieder spüren wollte, ohne Erwartungen, ohne Druck.

Ich habe mir einen niedlichen Womanizer bestellt, der aussieht wie ein reifer Pfirsich. Es hat mir Spaß gemacht, mich so neu zu entdecken. Einfach mal etwas ausprobieren, nur für mich. Ich sehe das Thema Lust heute ganz anders als früher.
Es geht nicht darum, irgendetwas „wiederzubekommen“. Es geht darum, sich als Frau neu zu entdecken.

Warum Scham dabei keine Rolle spielen sollte

Ich wünschte, mehr Frauen würden ehrlich über dieses Thema sprechen. Dass es völlig normal ist, sich nicht sofort wieder bereit zu fühlen. Oder Lust zu haben – aber nicht zu wissen, wie man das in den Alltag integriert.

Scham ist ein stiller Begleiter vieler Mütter. Sie entsteht aus gesellschaftlichen Erwartungen: Du sollst Mama sein, liebevoll, müde, aber irgendwie sexy. Das ist absurd.

Niemand sollte sich schämen, wenn die Lust später zurückkommt. Oder wenn sie sich verändert. Lust hat viele Formen – körperlich, emotional, mental.

Zeit und Raum – und realistische Erwartungen

Viele fragen sich: Wann ist der richtige Zeitpunkt für Sex nach der Geburt? Ganz ehrlich: Es gibt keinen.

Manche starten früh, andere brauchen Monate oder länger. Wichtig ist, dass es sich richtig anfühlt. Dass der Körper sich erholt hat, dass man sich wohlfühlt – und dass niemand etwas erwartet, was man selbst noch nicht geben kann.

Ich finde, es hilft, Druck rauszunehmen und Nähe wieder neu zu definieren. Intimität kann auch bedeuten, einfach nebeneinander zu liegen, sich zu streicheln oder zu lachen. Wenn daraus später mehr wird – schön. Wenn nicht – auch okay.

Mit einem Baby im Haus ist Spontaneität selten. Lust muss manchmal geplant werden, so absurd das klingt.
Aber es funktioniert. Wenn man ehrlich miteinander bleibt und sich gegenseitig Raum lässt.

Wie habt ihr euren Körper nach der Geburt erlebt? Wann war wieder wirklich Zeit und Raum für Lust und Zweisamkeit vorhanden?

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