Hast du mal gelogen um dir selbst einen Vorteil zu verschaffen? Ist es manchmal vielleicht sogar besser, die Wahrheit zu verschweigen? “Ich kann ihr nicht mehr vertrauen”, sagt sie und schaut mich mit einem ernsten Blick an. “Wenn sie mich da schon angelogen hat… ich kann so etwas eben nicht tolerieren.” Michi Buchinger hat dazu ein Buch geschrieben: Lange Beine, kurze Lügen. Ich frage mich heute in diesem Freitagspost: Ist Lügen ok – ist es “tolerierbar”, oder besser gesagt: Bringen dich Lügen besser durchs Leben?
Manchmal müssen wir uns selbst anlügen
Ich lüge mich selbst an. Bewusst. Weil ich oft sehr ängstlich bin. In einer Situation, die mir wahnsinnig Angst macht, rede ich mir immer wieder ein: Alles wird gut. Ich glaube das gar nicht. Doch wenn ich es mir immer wieder einrede, verliere ich die Angst. Lüge ich mich selbst an? Irgendwie schon. Doch manchmal muss das sein. Nur, müssen wir auch andere anlügen? Freunde, Familie, Arbeitskollegen?
Bringen dich Lügen besser durchs Leben?
Wenn es sein muss, dann kann ich lügen. Wir alle hatten diese Situationen schon, vielleicht am Arbeitsplatz, vielleicht in der Familie. Beispielsweise hatte ich mal eine sehr unangenehme Krankheit, über die ich nicht reden wollte. Da habe ich eine andere erfunden. Ganz easy.
Doch es gibt auch Menschen, die lügen “just for fun”. Das kann ich überhaupt nicht. Wenn es nicht absolut notwendig ist, sozusagen lebensnotwendig, kann ich keine Märchen erzählen. Das finde ich albern. Einzige Ausnahmen: Betüdelt in der Disco oder bei Spendensammlern auf der Straße. Vor ein paar Monaten besuchte ich mit Christine den Berliner Club “Ritter Butzke”. Dort quatschte uns ein unendlich nerviger Typ an, ich machte mir den Spaß ihm zu erzählen, wie ich gerade aus Stuttgart zu Besuch bin und Jura studiere. Wenn mich Spendensammler auf der Straße anschreien ob ich tierlieb bin und ich “Nein” zurück brülle, ist das auch gelogen.
Gibt es notwendige Lügen?
Ich kann schlecht Nein sagen. Das bringt mich oft in unangenehme Situationen, in denen ich Gefallen zusage und sie hätte ablehnen müssen. Dann lüge ich auch mal. Weil ich mir keinen anderen Ausweg weiß. Schließlich will ich die andere Person nicht vor den Kopf stoßen und das Verhältnis am Ende komplett zerstören. Ich mag das nicht. Das sehe ich auch nur als Entwicklung, bis ich es gelernt habe, direkt Nein zu sagen. Doch manchmal war es für mich eine gute Notlösung.
Michael geht sogar noch weiter. In seinem Buch beschreibt er Lügen als ein Zeichen für gute Manieren. So verletzt er keine Gefühle! Zitat: Zu viel Ehrlichkeit stört die Harmonie.
Ich hatte schon Freundinnen, bei denen ich mir sicher war, sie lügen mich an. Wenn sie keine Zeit haben, erzählen sie mir irgendwelche Storys. Ich mag so etwas nicht. Mir ist es lieber, wegen “kein Bock” abzusagen, als eine Story zu erfinden.
Ich selbst könnte mir nicht vorstellen, komplett “lügenfrei” zu leben. Dennoch sehe ich mich als grundsätzlich ehrlichen Mensch an, der lieber mal unbequem ist, statt sich Storys auszudenken. Wie seht ihr dieses Thema? Bringen dich Lügen besser durchs Leben?
1 Kommentar
Ein heikles Thema. Ich bin grundsätzlich gegen Lügen, aber dann würde ich wohl wie die Axt durch den Wald durchs Leben laufen. Es muss ja nicht “richtig Lügen” sein. Notlüge hört sich gleich schon viel besser an und es kommt immer auf den Hintergrund / den Einzelfall an, würde ich sagen.