Gut gelaunt gehen jeden Tag neue Beiträge auf meinem Blog und Instagram online. Ich sinniere über Modetrends, poste über Reiseplanungen und gebe Tipps zu Photoshop. Wenn ich meine virtuelle Oberfläche so anschaue, wirkt sie ordentlich, aufgeräumt und meist sehr positiv. Wenn ich mich mit Freunden treffe, dann immer in schicken Outfits und geschminkt. Läuft bei ihr, könnte man jetzt denken. Mir geht es irgendwie anders. Wenn ich morgens aufstehe, dann platzt meine To Do Liste aus allen Nähten, in meiner Küche stapeln sich circa sieben riesengroße Kisten mit aussortierten Klamotten, ich muss WIRKLICH dringend alles mal putzen (sonst sehe ich bald nicht mehr aus meinen Fenstern raus). Von Sport mal ganz zu schweigen. Das Fitness Studio verdient gerade an mir, ohne etwas dafür zu leisten. Kurzum: Läuft nicht bei ihr. Jedenfalls nicht so, wie es scheint. Jetzt habe ich rein zufällig herausgefunden, dass das Ganze einen Namen trägt: Duck Syndrome!
WTF – was ist ein Duck Syndrome
Erfunden wurde der Begriff an der Stanford Universität. Gelesen habe ich davon auf Instagram bei Girlboss.
“…the sufferer looks completely calm on a superficial level, while in reality they are frantically trying to keep up with the demands of life.”
Dr. Roxanne Dryden-Edwards, psychiatrist based in Maryland
Instagram macht es uns ganz leicht, ein schönes Leben zu suggerieren. Daher auch der Name: Duck Syndrome, wie in Duck Face. Wir posten Fotos vom letzten Urlaub, gutem Essen und einer schönen Zeit mit Freunden. Wie es in uns drin ausschaut, posten wir natürlich nicht – was auch meistens gut so ist, denn wie wir von Victoria von Violence lesen, ist es gar nicht gut, depressiven Kram in den sozialen Netzwerken zu posten. Doch darum geht es auch nicht – es geht darum, wie wir versuchen, perfekt zu erscheinen, während wir gleichzeitig glauben, alle anderen bekommen das besser hin.
Es geht um das Bemühen eine Fassade aufrecht zu erhalten, die ständigen Selbstzweifel. Es ist kein Zufall, dass diese Studie an Stanford entstand. Gerade unter Studenten ist es ein großes Problem. Sehr viele halten eine positive Fassade aufrecht, während sie innerlich stark unter dem Leistungsdruck leiden. (Quelle: Stanford Daily)
Wie komme ich da raus?
Ich bin da ständig am Überlegen. Meist will ich doch alles irgendwie schaffen. Meine Schwester rät mir, die Kleiderberge zu spenden und nicht mühsam online zu verkaufen. Ich will es noch einmal versuchen, ob ich es doch schaffe. Generell ist es natürlich so, dass meine Sis (mal wieder) Recht hat. Was mir zu viel ist, sollte ich entweder gleich “sein lassen” oder in meinem eigenen Tempo erledigen, ohne mich mit anderen dabei zu vergleichen – die alles vermeintlich so viel besser tun. Genauso wichtig ist es auch, zu akzeptieren, dass es nicht nur gute Tage gibt.
Lernen, Nein zu sagen.
Ganz schwierig für mich: Lernen, Nein zu sagen. Ich habe damit kürzlich angefangen. Mehr an mich zu denken und Grenzen zu setzen. Siehe da, schon gleich sind einige Leute richtig böse auf mich. Doch auch das gehört wohl zu dazu. Eine Freundin sagte zu mir: “Das ist normal. Wenn du plötzlich damit anfängst, auch mal Nein zu sagen, sind am Anfang alle sauer auf dich.”
Was ich schon oft gehört habe als Tipp: Meditation. Oder generell Achtsamkeit. Doch ich weiß nicht, ob ich damit so viel anfangen kann. Irgendwie sträube ich mich davor, mich wirklich im Schneidersitz in die Ecke zu sitzen und gar nichts zu tun.
Habt ihr schon mal jemanden gekannt, der oberflächlich super wirkt, doch es eigentlich gar nicht so gut läuft? Geht es euch vielleicht selbst so? Wie sind eure Erfahrungen?
Location: Pfaueninsel, Berlin
by Christine
1 Kommentar
Ohhhh. Kennt man gerade in der heutigen Zeit nur zu gut. Meistens scheint es von außen so und keiner nimmt wahr, dass es der Person vielleicht nicht so gut geht oder sie tatsächlich doch nicht alles schafft und deswegen unzufrieden ist.