Be yourself, everyone else is already taken. Body Positivity. Ugly is the new beautiful. Während alle betonen, wie anders sie doch gerne sind und ihr „Like“ bei dem aufwendig geschminkten Transgender Model auf Instagram setzen, sieht es oftmals im Alltag ganz schön anders aus. Wieviel „Anderssein“ ist denn wirklich erlaubt – im realen Leben und nicht in der Social Media Blase?
Wieviel „Anderssein“ ist denn erlaubt?
„Wie kurz warst du denn in Thailand??“, schnauzt mich eine Bloggerin beim Event an. Ich war mit meiner Schwester eine Woche in Bangkok und es war unglaublich, wie sehr wir damit bei vielen Menschen angeeckt sind. Was ich gelernt habe: Nach Thailand fährt man mindestens für 3-4 Wochen, eher noch mehrere Monaten, sonst wird man zu einem dem Land nicht gerecht und zum anderen lohnt sich auch der Flug gar nicht. Das erzählte mir schon die Arzthelferin im Tropeninstitut.
Das ist nur ein kleines Beispiel. Ein anderes wäre mein Wohnort, oder auch der Bezirk, in dem ich in Berlin lebe. Während sich andere für einen Altbau im Prenzlauer Berg oder eine hippe WG in Friedrichshain entscheiden, wollte ich lieber Geld sparen und eine schöne Wohnung in Schöneweide beziehen. Nicht an der Ring Bahn, doch dafür mit Komfort. Dazu höre ich mir mindestens einmal die Woche einen dummen Kommentar an. Von Entsetzen, über Hohn bis Spott habe ich alles erlebt. Bis heute weiß ich darauf keine Antwort, die nicht danach klingt, als ob ich mich rechtfertigen würde. Es ist mir auch nach wie vor wirklich suspekt, warum andere Menschen wegen der Wahl des Bezirks, in dem sie leben, kritisiert werden.
Was ich gerade in Berlin wieder sehr stark gelernt habe: Wer sich nicht anpasst, bekommt das ganz schnell zu spüren.
Ich bin selbst richtig langweilig, lebe weder polyamourös noch vegan, trage keine Tattoos oder stark auffallende Kleidung. Doch das muss auch gar nicht sein, selbst mit einer simplen Baker Boy Mütze ernte ich viele Kommentare.
Natürlich ist in Berlin noch einmal eine ganz andere Freiheit als in der Provinz, dennoch gilt hier ein starkes Bedürfnis, sich anzupassen. Das ist erschreckend, wenn auch vorhersehbar. „Anderssein“ ist eben auch nur ein Trend, der schnell zur Uniform wird. Wer etwas auf sich hält, der hat in der Provinz ein schickes Auto, den schnieken Vorgarten und eine Beamtenstelle. In Berlin macht man eben was mit Medien, hat schicke Tattoos, eine schnieke Altbauwohnung und datet Frauen und Männer gleichzeitig.
Daher frage ich mich, ob wir diese starke Akzeptanz, die in der sozialen Welt gezeigt wird, auch wirklich leben. Sei du selbst, so lange es nicht zu viel ist? Wenn wir uns immer nur anpassen und versuchen, bestimmten Idealen gerecht zu werden, finden wir kein richtiges Glück im Leben. Vielleicht im Moment, wenn wir uns cool fühlen, weil das neue Tattoo oder der schicke Altbau so gut ankommt bei den Freunden und Bekannten. Doch dauerhaft? Finden wir den richtigen Partner, wirklich gute Freunde, wenn wir uns verstellen?
Irgendwann ist dir das alles scheißegal
Ich sitze im Flieger nach Tel Aviv, schreibe diese Zeilen während ich einen Glamour Artikel über genau dieses Thema lese. Was mir besonders gut gefällt daran, das sind die letzten Zeilen am Schluss. Da wird eine Omi zitiert, die mit Fellmantel und Zigarillos ihre Spaziergänge durch den Ort macht, ungeachtet der Blicke der Nachbarn. „Irgendwann ist dir das alles einfach scheißegal, mein Kind.“ Wir sollten uns viel mehr trauen, mal uncool zu sein. Unbequeme Entscheidungen zu treffen, die nicht jedem gefallen, doch am Ende des Tages mit einem zufriedenen Gefühl schlafen zu gehen. Be yourself – for real this time. Oder so.
1 Kommentar
[…] es um das Thema „Body Positivity“ geht, dann handelt es meist davon, den eigenen Körper zu akzeptieren. Trotz ein paar Kilos […]