Ich habe überlegt meine Freitagsposts in 30something Kolumnen umzuändern. Freitagspost, damit fing ich an. Damals hatten noch alle Blogger einen Sonntagspost, ich überlegte mir einen Freitagspost zu machen. Freitag war für mich immer der wichtigste Tag der Woche. Er besiegelt und beendet die Arbeitswoche, darauf folgt das Wochenende. Am Wochenende sammelst du neue Kraft für die kommende Woche. Früher nutzte ich die Wochenenden zum Feiern, Ausflüge machen, Ausmisten. Heute gibt es für mich fast nur noch eins, wenn ich ganz ehrlich bin: Arbeit. Gerade heute wurde mir mal wieder sehr schmerzlich bewusst, wie sehr das mein Leben bestimmt.
Immer dabei sich selbst verneinen
Ich kämpfte mich aus dem Haus, morgens, das Wetter war mies und ich hatte eine Verabredung zum Brunch. Weltfrauentag, Feiertag in Berlin. Dabei war ich unfassbar müde, wäre am liebsten im Bett geblieben. Stattdessen lächelte ich, trank Kaffee und ignorierte die viel zu laute Musik einer grässlichen DJane.
“Warum hast du denn nicht abgesagt?”, fragt mich meine Freundin kopfschüttelnd, während wir nach dem Brunch auf die Bahn warten. Niemand hat von mir erwartet zu funktionieren. Nur ich selbst.
Ich habe mir selbst gesagt ich muss funktionieren.
Bei mir ist es ständig so: Ich denke, ich muss jetzt diese Situation durchstehen. Du kannst doch nicht die anderen so vor den Kopf stoßen. Das ganze Problem bei der Sache ist, du stößt vielleicht nicht die anderen vor den Kopf. Doch ich verneine mich selbst wie immer. Ich schiebe mir Riegel vor, limitiere mich und respektiere meine eigenen Gefühle leider am wenigsten.
Wieso halte ich meine Grenzen nicht ein?
Wenn ich mal erwachsen bin… ich dachte immer, es wird dann leichter. Als ob etwas Magisches passiert, wenn du die Grenze zur 25 oder dann zur 30 überschreitest. Dann wirst du erwachsen, viel vernünftiger. Heute versuche ich immer den perfekten Menschen zu mimen. Der immer freundlich, gut gelaunt ist, alles schaffen kann und nichts zu stressig wird. Bei weitem gelingt mir dieser Eindruck nicht immer, doch das hindert mich nicht daran es zu versuchen. Die Angst vor Konflikten, anzuecken und mich selbst komplett zu akzeptieren. Wir bekommen auch genau das vorgelebt von unserer Gesellschaft. Perfektsein ist die Lösung, hübsch lächeln und belastbar sein.
Als ich auf Jobsuche war, bekam ich jedes Mal das Grauen bei den folgenden Annoncen: Wir suchen dich, die auch in stressigen Situationen einen ganz kühlen Kopf behält. Du solltest extrem belastbar sein. Auch im Auge des Tornados noch lieb lächeln. Ok, das letzte stand da nicht. Hätte aber genauso gut da stehen können.
Du musst nicht immer funktionieren
Es ist schrecklich ungesund nicht auf die eigenen Gefühle zu hören. Ich habe mein Leben lang nicht auf mich gehört, weil ich es in meiner Familie nicht durfte. Funktionieren, für andere funktionieren, nicht anecken. Bloß niemals egoistisch sein, zu albern sein, zu laut lachen oder die eigene Meinung vertreten, auch wenn die anderen es anders sehen. Mit den Folgen habe ich jetzt heute so richtig zu kämpfen.
Lesetipp: Die Kunst, sich wertzuschätzen (von Heinz-Peter Röhr)
Das zeigt mir umso mehr, wie wichtig es ist, am besten gleich von früh auf zu lernen, die eigenen Grenzen zu akzeptieren. Zu lernen wie das funktioniert, damit du selbst nicht immer nur funktionieren musst. Klar, du wirst andere damit vor den Kopf stoßen. Doch das ist nicht schlimm und genau das gilt es zu verstehen. Offen gesagt, für mich ist es noch ein langer Weg, den ich gerade erst so wirklich angefangen habe zu gehen.
Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr es schon früh gelernt, eure eigenen Grenzen zu setzen? Fällt es euch schwer?
2 Kommentare
Huhu! Vielen Dank für den wunderbaren Beitrag. Seine Grenzen zu kennen und vor allem durchzusetzen ist nicht immer einfach!
Wo hast du eigentlich die Jeans und das grüne Oberteil her? TOP
Liebe Grüße
Toller Beitrag! 🙂
Vor allem der letzte Teil hat mich sehr gepackt. Ich war als Kind immer sehr eigen und habe sehr auf mein Bauchgefühl gehört. Wenn mir etwas komisch vorkam oder ich mich in einer Situation nicht wohl gefühlt habe, habe ich das jemandem mitgeteilt oder mich zurückgezogen. In meiner Jugend wurde das dann etwas schwieriger – man bekommt von Mitschülern, Lehrern und anderen Menschen gefühlt 24/7 gesagt was man zu tun hat, was das vermeintlich Beste für einen ist und was man besser sein lassen sollte. Das hat mich sehr eingeschränkt und zwischenzeitlich sehr an mir selbst & meinen Träumen zweifeln lassen. Inzwischen bin ich aber aber einem sehr guten Weg & finde immer mehr zu mir zurück. 🙂
Ich finde es so wichtig, auf sich selbst und die eigenen Bedürfnisse zu hören; auch mal Nein sagen zu können und sein eigenes Wesen nicht zu unterdrücken nur weil andere sich damit vielleicht unwohl fühlen könnten. Solange du oder andere niemanden mit ihrer Art verletzen ist es doch wunderschön wenn jeder er selbst sein kann. 🙂
Ich wünsche dir noch einen wunderschönen Tag.
Liebe Grüße
Vanessa