Influencer, sind das nicht diese Leute, die Hotels anschreiben, ob sie kostenlos übernachten dürfen, und Restaurants fragen, ob sie gratis essen können, „für Reichweite“? Jein.
Natürlich gibt es dreiste Anfragen und schwarze Schafe, wie überall. Aber das Bild ist trotzdem zu simpel. Denn in den meisten Fällen geht es nicht um „ich will was umsonst“, sondern um einen Deal: Eine Marke bekommt Content, Aufmerksamkeit und im besten Fall Verkäufe oder Buchungen. Der Creator bekommt Geld oder eine Gegenleistung, weil er Arbeit reinsteckt, eine Zielgruppe erreicht und oft auch noch Produktion, Schnitt, Konzept, Foto, Text, Community und Orga in einer Person ist.
Und ganz ehrlich: Niemand würde von einem Magazin erwarten, Anzeigen kostenlos zu drucken. Bei Influencern ist es im Kern dasselbe, nur persönlicher und direkter.
Ich merke das ständig, gerade wenn ich unterwegs bin oder bei Projekten mit Tourismus, Hotels oder jetzt auch bei Foto-Angeboten über Plattformen wie Airbnb. Viele wissen gar nicht, wie diese Branche wirklich funktioniert. Also hier einmal sauber aufgedröselt: Wie verdienen Influencer Geld, und warum zahlen Unternehmen dafür?

Kann man Influencer Marketing noch ernst nehmen?
Kurz gesagt: Ja, wenn man es richtig macht.
Es gibt Fake-Follower, gekaufte Likes, völlig überzogene Versprechen. Aber es gibt auch messbare Kampagnen, langfristige Partnerschaften und extrem professionelle Creator, die Brands genau das liefern, was die brauchen: Inhalte, die nicht nach Werbekatalog aussehen.
Viele Unternehmen buchen Influencer nicht, weil sie „nett“ sind, sondern weil sie ein Problem lösen. Zum Beispiel:
- Ein Produkt braucht Vertrauen, weil es erklärungsbedürftig ist.
- Eine Marke will schneller Sichtbarkeit als über klassische PR.
- Eine Kampagne braucht authentische Creatives für Ads.
- Ein Hotel will Buchungen in einer bestimmten Saison pushen.
- Eine App braucht Installationen und Social Proof.
Influencer Marketing ist nicht Magie. Es ist Marketing. Nur mit Menschen statt Stockfotos.
Wie verdienen Influencer Geld?
1) Bezahlte Kooperationen mit Unternehmen
Das ist für viele der größte Block. Eine Marke zahlt dafür, dass du ein Produkt oder eine Dienstleistung in deinem Content zeigst. Das kann einmalig sein oder als Paket, manchmal auch als langfristige Zusammenarbeit über Monate.
Wichtig: Kooperation ist nicht nur „mach mal ein Foto“. Es ist meistens:
- Idee und Konzept
- Produktion (Foto oder Video)
- Text, Untertitel, Storytelling
- Schnitt, Farblook, Musik, Timing
- Abstimmung mit der Marke
- Veröffentlichung
- Community-Management danach
Kooperationen entstehen typischerweise so:
- Die Marke schreibt dich direkt an.
- Eine Agentur sucht passende Creator.
- Plattformen und Netzwerke vermitteln Kampagnen und Bewerbungen.
Und dann gibt es den Punkt, den viele komplett unterschätzen: Rechte.

2) Nutzungsrechte, Lizenzen, Whitelisting
Das ist heute oft der Unterschied zwischen „okay bezahlt“ und „richtig bezahlt“.
Wenn eine Marke deinen Content nicht nur auf deinem Kanal sehen will, sondern auch:
- auf ihrer Website,
- im Newsletter,
- in Online-Shops,
- in bezahlten Anzeigen (Meta Ads, TikTok Ads, Pinterest Ads),
- oder als Creator Ad über deinen Account (Whitelisting),
dann ist das mehr als ein normaler Post. Das ist Werbematerial. Und Werbematerial hat einen Wert.
Zusätzlich können Exklusivitäten dazukommen, also dass du für eine Zeit keine Konkurrenzprodukte zeigen darfst. Auch das kostet, weil du dir potenzielle Jobs blockierst.
3) UGC: Content-Erstellung ohne Posting
Das wird oft verwechselt, ist aber ein eigener Markt.
UGC bedeutet: Du produzierst Content für eine Marke, aber du postest ihn nicht zwingend auf deinem Profil. Die Marke nutzt ihn selbst, meist in Ads oder auf der Website.
Für Unternehmen ist das attraktiv, weil sie dadurch viele verschiedene Creatives bekommen, die deutlich natürlicher wirken als klassische Werbeclips. Für Creator ist es attraktiv, weil du unabhängig von deiner Reichweite arbeiten kannst. Hier zählt mehr: Kamera, Storytelling, Schnitt, Authentizität, Lieferfähigkeit.
Und ja, auch das ist Influencer-Arbeit im weiteren Sinne. Nur eben ohne „Reichweite verkaufen“, sondern „Content liefern“.

4) Affiliate Marketing und Performance-Deals
Affiliate heißt: Du verdienst mit, wenn über dich verkauft wird. Meist über:
- Tracking-Links
- Rabattcodes
- oder Produkt-Links in Shop-Tools und Linkhubs
Beispiel: Du empfiehlst ein Produkt, Leute kaufen, du bekommst Provision.
Was man realistisch sagen muss: Affiliate ist selten von heute auf morgen die sichere Geldmaschine. Es ist eher ein stabiler Zusatz, wenn du regelmäßig Kaufempfehlungen machst und deine Community wirklich vertraut.
Viele kombinieren Affiliate mit Content-Formaten wie:
- Favoritenlisten
- Outfit-Links
- Geschenkideen
- Reiseempfehlungen
- Tutorials mit Produktliste

5) Plattform-Einnahmen (YouTube, TikTok, Podcasts, Newsletter)
Einige Plattformen zahlen Creator direkt, über Werbung oder Programme. Das kann funktionieren, aber diese Modelle ändern sich ständig. Deshalb ist es riskant, darauf allein zu bauen.
Trotzdem: Wer regelmäßig Videos macht, kann sich über Werbeeinnahmen, Bonusprogramme oder Revenue-Share zusätzliche Einnahmen aufbauen. Je nachdem, wie groß die Reichweite ist und wie stark die Inhalte performen.
Podcasts und Newsletter laufen oft über:
- Werbepartner
- bezahlte Platzierungen
- oder Mitgliedschaften und Support-Modelle
6) Eigene Produkte und digitale Produkte
Das kann alles sein, was zur Marke passt. Zum Beispiel:
- Presets, Filter, Templates
- E-Books, Guides, Packlisten
- Workshops, Onlinekurse
- Printprodukte, Fotoprodukte
- eigene Kollektionen in Kooperation mit Marken
Der Vorteil: Du baust dir etwas auf, das nicht von Kampagnen abhängig ist. Der Nachteil: Du bist plötzlich nicht nur Creator, sondern auch Produktmanager, Support, Marketing und Buchhaltung.
7) Dienstleistungen: Fotografie, Beratung, Moderation, Vorträge
Viele unterschätzen das, aber es ist total logisch: Influencer sind oft Profis in dem, was sie zeigen.
Je nach Nische verdienen viele zusätzlich durch:
- Fotografie und Videoproduktion für Brands
- Social Media Beratung
- Moderationen bei Events
- Vorträge und Panels
- Presse-Reisen oder Tourismus-Projekte mit klaren Deliverables
Und ja, auch klassische Jobs drum herum gehören dazu. Creator sein heißt nicht, dass man nur Selfies macht. Es ist oft eine ganze Medienproduktion in Kleinformat.
8) Modeljobs und klassische Kampagnen
Gerade im Fashion-Bereich passiert das immer noch: Creator werden als Models für Kampagnen gebucht, laufen für Shows, drehen Spots, werden für Lookbooks fotografiert. Das ist dann eher klassisches Model-Business, nur dass die Person zusätzlich Reichweite und Community mitbringt.
Warum verdienen Influencer damit Geld?
Weil Unternehmen für Aufmerksamkeit und Wirkung zahlen. Wenn eine Marke Werbung schaltet, bezahlt sie:
- für Reichweite in der richtigen Zielgruppe,
- für Vertrauen,
- für Kreativität,
- für Content, den sie wiederverwenden kann,
- und oft auch fürs Testen: Welche Botschaft funktioniert, welcher Hook, welches Video verkauft?
Influencer sind für viele Brands nicht nur „Werbeträger“, sondern auch ein Content-Studio. Und das ist in Zeiten, in denen jede Marke täglich Content braucht, extrem viel wert.
Außerdem ist Influencer-Werbung häufig:
- näher dran,
- weniger „werblich“,
- und dadurch wirksamer, wenn sie gut gemacht ist.
Das funktioniert aber nur, wenn der Fit stimmt. Wenn ein Creator plötzlich alles bewirbt, was nicht bei drei auf dem Baum ist, ist das Vertrauen weg und damit auch der Wert.
Was viele nicht sehen: Arbeit, Risiko und Kosten
Ein Post ist nicht „kurz mal schnell“. Hinter gutem Content steckt:
- Equipment (Kamera, Licht, Mikro)
- Software (Schnitt, Bearbeitung)
- Zeit (Konzept, Drehen, Edit, Text)
- Erfahrung (Was funktioniert, was nicht)
- und oft auch ein finanzielles Risiko, weil du vorleistest
Dazu kommt: Reichweite ist nicht garantiert. Algorithmen ändern sich, Plattformen drehen am Schalter, ein Video floppt trotz Arbeit. Das ist ein Business mit Unsicherheit. Genau deshalb ist es auch ein Job und nicht einfach „bisschen Internet“.
Mini-FAQ, weil die Fragen immer kommen
Warum machen manche noch Produkt-Deals statt Geld?
Weil es am Anfang manchmal sinnvoll sein kann, wenn es wirklich passt. Aber „Du bekommst einen Lippenstift für 20 Euro und sollst dafür ein Reel drehen“ ist halt kein fairer Deal, wenn man ehrlich kalkuliert.
Wie setzen Influencer Preise an?
Nach Aufwand, Reichweite, Zielgruppe, Performance, Nutzungsrechten, Exklusivität, Plattform, Format und Erfahrung. Ein Reel ist meistens nicht mit einem Foto vergleichbar, weil Produktion und Schnitt deutlich mehr Zeit fressen.
Woran erkennt man seriöse Kooperationen?
Klare Absprachen, klare Deliverables, klare Nutzungsrechte, klare Kennzeichnung, fairer Umgang. Wenn eine Marke drückt, trickst oder alles vage hält, ist es meist kein gutes Zeichen.
Wenn du bis hier gelesen hast, weißt du jetzt: Influencer verdienen Geld, weil sie Werbewirkung und Content liefern, oft in einer Qualität, die früher ein ganzes Team gemacht hätte. Und ja, es gibt Chaos und unseriöse Leute. Aber das ist nicht die Regel, sondern die laute Ausnahme.





15 Kommentare
Sorry, aber diese Hintergründe führen bei mir nicht dazu, mehr Respekt vor den Influencern zu haben. Es ist ein rein eitles Geschäft, darauf basierend, dass man sich selber supertoll oder superschön findet und unendlich viele Fotos von sich selber sehen will. Das Ganze funktioniert auch nur, solange man einigermaßen jung und ansehnlich ist. Und die Zielgruppe auch relativ jung ist. Es ist einfach kein richtiger Beruf, sondern ein Zeitphänomen. Auch wenn viel Aufwand teilweise hinter den Fotos und Posts steckt, so ist das alles doch mehr eitle Spielerei und mit normalen Berufen wie Lehrer, Ärzte, Beamte, Kindergärtner, Krankenschwester etc. nicht zu vergleichen. Ihr macht das, weil es euch mega Spaß macht, aber ihr nutzt damit null der Gesellschaft. Ihr verkauft keine Werte mit euren Posts als Oberflächlichkeit, auch wenn ihr euch bemüht zu den schönen Fotos nachdenkliche Texte zu schreiben. Das wirkt auf mich immer recht albern und so durchschaubar.
Ihr macht das natürlich auch deshalb, weil sich in kurzer Zeit mit eitler Rumspielerei ein Haufen Kohle verdienen lässt. Aber stolz kann man auf so eine Arbeit nicht wirklich sein. Außer man nutzt seine Reichweite für soziale Projekte.
Ansonsten ist das was ihr macht, zu endlosem, hirnlosen Konsum anzuregen, in einer Welt, die vor Müll erstickt. Hinzukommt, dass man zumindest bei Instagram so supereinfach betrügen kann und Follower zu Spottpreisen stets nachkaufen kann. Auch wenn Insta immer wieder aufräumt, nimmt das Betrügen mit den Followerzahlen kein Ende.
Sorry für meine harten Worte. Du bist zwar echt hübsch, aber ein anderer Beruf würde dir besser stehen. Wenn man sich für Mode interessiert, kann man auch selber was designen, kreativ werden, z.B.
Bisher wusste ich gar nicht so genau was ein Influencer so tut. Die Zeit der sozialen Netzwerke und des Internets bringt andere Erwerbsquellen zutage, die es früher nicht gab. Die Nachfrage bestimmt auch hier den Mark
Alles Liebe
Annette
Wirklich informativer Beitrag, der einen guten Überblick über die Möglichkeiten gibt, wie Influencer arbeiten (können).
Auch deine persönlichen Erfahrungen bzw. Anstellungen als Beispiele finde ich prima.
Vor allem für alle die neu in dem Bereich sind ist es bestimmt ein guter Ansporn mal zu sehen was so möglich ist mit namenhaften Firmen.
Eine schöne Zusammenfassung, die kann man auch gut Leuten vorlegen, die sich genau das fragen. Was ist ein Influencer und was machen die?
Sehr gut zusammengefasst und auf den Punkt gebracht! Die meisten wissen wirklich nicht, was da alles dazugehört, um so erfolgreich zu sein!
Ein sehr guter Beitrag liebe Andrea. Leider verstehen ja bisher nicht alle Leute, was es bedeutet, ein Influencer zu sein und meinen, es wäre nicht ernst zu nehmen. Ich nehme die Arbeit sehr ernst, denn es ist ein hartes Business. Auch wenn es für viele Außenstehende so scheint, als würden Influencer Geld im Schlaf verdienen (gut, bei Affiliate Links ist es ja fast so), ist es ein so krasses und hartes Business das total unterschätzt wird. Niemand bekommt einfach so, irgendwas geschenkt! Die Firmen erhoffen sich natürlich auch etwas davon, wenn es Produkte nach Hause gibt. Bei einigen Aussagen muss ich schon echt schmunzeln weil ich glaube, dass Neid hinter einigen Worten steckt. Wie war das nochmal: Das Auto ist eine vorübergehende Erscheinung… ich glaube an das Pferd…! 😀
Liebe Grüße
Nadine von tantedine.de
Toller Beitrag, ich hab Dich gerade gefeiert! Endlich zeigt mal jemand, dass das ein echter Beruf mit echt harter Arbeit ist! Ich versuche mich da auch bald dran! Toll, wie genau Du das beschrieben hast. Leider wird der Beruf immer noch belächelt, aber das ist mir egal, ich versuche es trotzdem mal. Man muss halt erst eine gewisse Reichweite aufbauen, bevor sich überhaupt was tut, das ist schon richtig viel Arbeit, das sollte man nicht außer Acht lassen!
Lieben Gruß, Bea.
Ich finde es richtig super, dass du das so ansprichst. Wir Blogger sollten in Zukunft generell mehr darauf achten, unseren Followern einen Blick hinter die Kulissen zu geben. Dadurch wird auch vielen bewusst, wie viel Arbeit dahinter steckt. 🙂
Super Thema, was du da ansprichst. Ich werde zwar auch oft gefragt, wie ich das alles schaffe, aber so richtig ernst ist die Frage dann doch nicht gemeint. Dass dahinter nämlich sehr viel Arbeit steckt, wissen echt nur sehr wenige. Viele Leute denken, dass läuft alles nebenbei und man geht nur auf Partys etc.
Alles Liebe Marie
Danke für die Einblicke, ich bin noch lange nicht soweit, aber inzwischen merke ich wieviel Arbeit in einen Blog gesteckt werden muss!
Dir weiterhin viel Erfolg!
Gruß Matt
Hey, danke für die tollen Ideen wie man als Influencer oder Blogger noch so Geld verdienen kann.
Haben sehr zum nachdenken angeregt! 🙂
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Super Webseite, danke für die tollen Einblicke… werde hier auch in Zukunft zurückgreifen 😉 DANKE !!!! Liebe Grüße Mia
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