Freitagspost

Schluss mit Bodyshaming! – Warum wir lernen müssen, unseren Körper zu akzeptieren

23. September 2016

Zu dick oder zu dünn – es passt eigentlich nie. Wir mäkeln an uns herum, beobachten uns im Spiegel und kritisieren unsere sogenannten Problemzonen. Und genauso machen es andere. Kaum jemand geht durchs Leben, ohne Kommentare über sein Aussehen zu hören.

Ich könnte eine endlose Liste aufschreiben, was schon alles an meinem Körper alles kritisiert wurde. In der Schulzeit war ich „viel zu dünn“. Später war ich plötzlich „viel zu dick“. Dabei hat sich mein Gewicht nie drastisch verändert. Trotzdem war mein Körper immer Thema.

Bodyshaming betrifft uns alle. Es ist kein Phänomen, das nur Frauen in Magazinen oder Influencer auf Social Media betrifft. Es beginnt in Familien, setzt sich in Freundschaften und Beziehungen fort und explodiert in den sozialen Medien. Und das Gefährliche daran: Wir übernehmen diese Stimmen. Wir machen uns selbst zum härtesten Kritiker.

Was ist Bodyshaming eigentlich?

Unter Bodyshaming versteht man die Abwertung eines Menschen aufgrund seines Aussehens. Das kann sich auf Gewicht, Größe, Haut, Haare, Körperbau oder einzelne Körperteile beziehen.

Es betrifft nicht nur übergewichtige Menschen. Auch sehr dünne Menschen, Männer mit „zu wenig Muskeln“, Frauen mit „zu breiten Schultern“ oder Menschen mit sichtbarer Hautkrankheit erleben Bodyshaming. Sogar meine Knie waren schon Zielscheibe für Spott in Kommentaren – und das, obwohl sie völlig normal und gesund sind.

Bodyshaming passiert:

  • im direkten Umfeld („Willst du wirklich noch ein Stück Kuchen essen?“)
  • in Partnerschaften („Das ist nur Spaß, wenn ich deinen Bauch kritisiere.“)
  • online (Kommentare über Fotos, die viral gehen)
  • in den Medien (unnatürliche Schönheitsideale)

Bodyshaming in Familien und Beziehungen

Besonders verletzend ist Bodyshaming im innersten Kreis: in der Familie oder von Partnern.

  • Die Mutter, die selbst gehänselt wurde, weil sie „zu dünn“ war, und unbewusst dieselben Muster an ihre Tochter weitergibt.
  • Der Partner, der „nur Spaß“ macht, wenn er die Hüften oder Fettpölsterchen seiner Freundin kommentiert.
  • Freundinnen, die sich gegenseitig vergleichen und damit unterschwellig Druck aufbauen.

Wer so etwas hört, denkt vielleicht: „Ist doch nicht so schlimm.“ Doch Worte bleiben haften. Gerade wenn sie von den Menschen kommen, die uns eigentlich stärken sollten.

Social Media und der Druck der Perfektion

2016 waren es noch Instagram-Filter und bearbeitete Bilder. 2025 sind TikTok-Trends und Filterästhetiken dazugekommen. Bewegungen wie der „BBL-Effekt“ oder Challenges, die Körpermaße in den Fokus stellen, erzeugen weiter Druck.

Gleichzeitig gab es Fortschritte:

  • Body Positivity hat Millionen erreicht. Die Botschaft: Jeder Körper ist schön, unabhängig von Form und Größe.
  • Body Neutrality ist eine neuere Bewegung: Wir müssen unseren Körper nicht ständig lieben – es reicht, ihn zu akzeptieren und wertzuschätzen, was er kann.
  • Marken wie Dove, Nike oder Zalando setzen inzwischen regelmäßig auf Diversity-Kampagnen. Unterschiedliche Körper, Hautfarben, Altersgruppen und Menschen mit Behinderungen sind sichtbarer geworden.

Und trotzdem: Das Schönheitsideal hat sich nicht aufgelöst. Die „perfekten Fitness-Girls“ oder makellosen Creator mit Millionen Followern prägen immer noch, wie wir uns selbst sehen. Viele denken vor allem jetzt in 2025 wieder, dass nur Dünnsein glücklich macht.

Schönheits-OPs und Filter-Realitäten

Ein weiteres Thema: kosmetische Eingriffe. Früher belächelt, heute alltäglich. Statistiken zeigen, dass weltweit minimalinvasive Eingriffe wie Botox oder Filler, aber auch Operationen wie der „Brazilian Butt Lift“, in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben.

Besonders problematisch: Social Media macht sie zum Content. Influencer teilen OP-Vlogs, zeigen Vorher-Nachher-Ergebnisse oder bewerben Schönheitskliniken wie ein neues Paar Sneaker. Und auch Eltern treiben ihre Kinder teilweise in diese Richtung – im Glauben, es sei „normal“.

Die psychologische Wirkung von BodyshamingBodyshaming ist kein oberflächliches Problem. Es greift tief in die Psyche ein:
  • Selbstwertgefühl: Ständige Kritik schwächt das Vertrauen in den eigenen Körper.Essstörungen: Kommentare über Gewicht können zu ungesundem Essverhalten führen.Soziale Unsicherheit: Menschen trauen sich weniger, bestimmte Kleidung zu tragen oder Sport zu machen.Mental Health: Bodyshaming kann Depressionen, Angstzustände oder soziale Isolation begünstigen.

  • Studien zeigen, dass Jugendliche, die regelmäßig Bodyshaming erfahren, ein deutlich höheres Risiko für psychische Probleme haben.

    Mit sich selbst im Reinen sein

    Die wichtigste Frage bleibt: Wie können wir lernen, uns selbst zu akzeptieren?

    Im Fitnessstudio sehe ich oft, dass die sogenannten „dicken Frauen“ viel fitter sind als ich. Eine Zahl auf der Waage sagt wenig über Gesundheit aus. Und eine OP löst keine Unsicherheit. Wer nicht im Reinen mit sich ist, wird es auch nach der x-ten Veränderung nicht sein.

    Wirklich attraktiv macht uns Selbstbewusstsein und Ausstrahlung. Vielleicht kennt ihr auch Frauen, die nicht dem klassischen Ideal entsprechen und trotzdem alle Blicke auf sich ziehen. Der Grund? Sie stehen zu sich, sind präsent und wirken dadurch anziehend.

    Strategien gegen Bodyshaming

    Wie können wir uns wehren?

    1. Bewusstsein schaffen: Erkennen, wann Bodyshaming passiert – auch bei uns selbst.
    2. Abgrenzung: Kontakt zu Menschen reduzieren, die ständig Kritik am Aussehen äußern.
    3. Selbstfürsorge: Fokus auf das, was der Körper leistet: laufen, atmen, fühlen.
    4. Vorbild sein: In Gesprächen bewusst anders formulieren. Kein „Du siehst aber dick aus“, sondern „Du strahlst heute richtig.“
    5. Konsum hinterfragen: Wen folge ich auf Instagram oder TikTok? Tun mir diese Inhalte gut?

    Warum es nicht nur um uns selbst geht

    Bodyshaming ist nicht nur eine persönliche Erfahrung, sondern ein gesellschaftliches Problem. Wenn wir nicht anfangen, die Sprache über Körper zu ändern, hinterlassen wir unseren Kindern eine Welt voller toxischer Vergleiche.

    Die Frage ist: Wollen wir, dass unsere Töchter und Söhne ihr Leben lang gegen Makel kämpfen, die ihnen eingeredet wurden? Oder wollen wir, dass sie gesund, frei und selbstbewusst aufwachsen?

    Mein persönlicher Weg

    Ich habe schon lange damit begonnen, mich bewusst gegen Bodyshaming zu wehren. Deswegen habe ich Kontakte abgebrochen, in denen ich ständig kritisiert wurde – sei es wegen meiner Haltung oder meiner Füße. Ich konzentriere mich auf Menschen, die mich aufbauen, nicht auf solche, die mich kleinreden.

    Natürlich gibt es Tage, an denen auch ich zweifle. Aber ich erinnere mich daran: Mein Körper trägt mich jeden Tag durchs Leben. Dafür verdient er Respekt, nicht Spott.

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    15 Kommentare

  • Antworten Cassie Paige 23. September 2016 um 15:59

    Love this post! Such a great read!

    The Cassie Paige
    New Post: Purple

  • Antworten Conny 23. September 2016 um 18:43

    Schöne Worte! Danke dafür!

  • Antworten Fee 23. September 2016 um 19:23

    Wow, was für tolle Bilder!
    Und eine wichtige Botschaft. Ich finde es auch traurig, dass gerade Frauen sich oft gegenseitig runtermachen anstatt sich zu unterstützen. Jedenfalls ein super Beitrag von dir 🙂

    Alles Liebe,
    Fee Schoenwald

  • Antworten FashionqueensDiary 23. September 2016 um 21:30

    Sehr, sehr toller Post! Ich finde es auch immer wieder regelrecht erschreckend, was man da so alles mitbekommt.

  • Antworten Saskia von The S Signature 24. September 2016 um 05:16

    Ein sehr guter Post. Schon erschreckend was so los ist und womit wir uns tatsächlich beschäftigen müssen. Jeder sollte selbst auf seinen Körper achten (also auf eine gesunde Ernährung und darauf, dass es einem selbst gut geht), aber warum zum Teufel braucht man eine Beinlücke? Es gibt echt kuriose Ansichten. Gut, dass ich schon immer meine eigene Ansicht hatte.

  • Antworten coeurdelisa 24. September 2016 um 07:18

    Toller Post! Ich finde die "Schönheitstrends" oder Ideale werden auch immer krasser… Jeder hat Makel und jeder hat auch mal einen schlechten Tag, an dem er sich selbst nicht besonders gut leiden kann aber man sollte sich auf keinen Fall von anderen einreden lassen, dass an dem eigenen Körper etwas nicht in Ordnung ist.

  • Antworten Nathalie | Fashion Passion Love 24. September 2016 um 11:07

    ein sehr schöner Post 🙂
    LG*

    Nathalie von Fashion Passion Love ♥

  • Antworten Bella Kessebolle 24. September 2016 um 19:32

    Toller Post, sehr schöne Bilder.
    Dick oder Dünn ist ja nicht alles. Zu große Nase, kein Busen, breite Schultern, Segelohren – die Liste der Körperteile, weswegen derer man gehänselt werden kann ist lang. Egal ob in der Schule, im Privatleben, in der Öffentlichkeit oder wo auch immer. Trotz Makel stolz und selbstbewusst zu sein, muss man lernen. Was am Ende zählt sind die Stärken und Vorzüge, die man besitzt, schätzen zu wissen und über das "Schlechte" zu stellen.

    Liebe Grüße, Bella
    http://kessebolleblog.blogspot.de

  • Antworten Melli 25. September 2016 um 09:54

    Sehr toller Post und schöne Fotos!

  • Antworten Marie Celine 25. September 2016 um 10:55

    Toller Post!
    Ich bin genau deiner Meinung. Ich finde es mittlerweile richtig schlimm, wie schon kleine Kinder zu Models aufschauen, echt nicht mehr schön.

    Liebst, Marie Celine
    http://marieceliine.blogspot.de

  • Antworten Julié 25. September 2016 um 13:48

    Tolle Post, wirklich.

  • Antworten Sinah Notheisen 27. September 2016 um 10:57

    Wow!
    Ich danke dir für deinen Beitrag und deine ehrlichen und absolut der Wahrheit entsprechenden Worte. Wirklich. Du sprichst genau 1 zu 1 das aus, was ich und bestimmt viele andere hier denken.
    Und vor allem mit dem letzten Gedankenanstoß, was unsere künftigen Kinder/ Generationen betrifft.
    Mir macht es regelrecht Angst, in welche Richtung sich unsere Gesellschaft bewegt. Welche Gewichtung Oberflächlichkeit bekommt.
    Dabei sind es die wesentlichen Dinge, wie die Gesundheit und unser Charakter, die uns im einzelnen ausmacht und worüber wir glücklich und vor allem zufrieden sein sollten.

    Natürlich sind wir nicht immer von allem befreit oder fehlerfrei. Sagen wir einfach mal "typisch Frau". Da ist schnell einmal mit dem Finger auf andere gezeigt, die Shorts tragen und Cellulite zeigen.
    Aber so what!? Es gibt verdammt nochmal schlimmeres. Und ich denke gerade diejenigen, die sich so zeigen, sind offener und überlegener als wir alle, da sie mit sich selbst im Reinen sind und auf das Wort anderer nichts geben..

    Bevor mein Kommentar nun aber in die Überlänge ausartet, höre ich hier an dieser Stelle auf. (:D)
    Ich danke dir jedenfalls für deinen Beitrag und die tollen Bilder dazu!

    Liebe Grüße
    Sinah

  • Antworten Laura Eve 27. September 2016 um 13:56

    Ein wirklich toller Post. Ich finde es wirklich wichtig, dass du dieses Thema ansprichst.

    Liebst, Laura

  • Antworten thatblogthing 9. Oktober 2016 um 15:24

    WOW !

    Echt toller Beitrag und finde es sehr wichtig dieses Thema immer wieder anzusprechen.

    Alles Liebe,
    Zeki

    http://www.thatblogthing.com

  • Antworten patty sc 9. Oktober 2016 um 18:15

    Der Beitrag ist echt klasse. Ich finde es immer besonders schön, wenn ich von solchen Kampagnen höre, weil sowas für die heutige Generation unheimlich wichtig ist. Dieses ständige streben nach Perfektion kann ich nämlich schon gar nicht mehr hören 🙂

    Liebe Grüße 🙂
    Measlychocolate by Patty

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