Berlin ist nicht so wie du denkst. Über Berlin wird so viel gesprochen, fantasiert und erzählt. Ich hatte klare Vorstellungen. Doch nach einem Jahr in dieser Stadt bin ich immer noch in der ersten Phase. Eingewöhnungsphase. Einiges ist schon längst selbstverständlich für mich geworden und anderes immer noch fremd. Welche Phasen durchlebt ein Zugezogener in Berlin? Dazu gibt es so einige lustige Artikel im Netz. Ich ziehe nach Berlin. Manchmal denke ich, das ist ein Prozess. Dieses “nach Berlin ziehen“. Der hält an.
Kulturschock Berlin
Die Anonymität
Wer in der Kleinstadt lebt, ist es gewohnt, “jemand” zu sein. Du bist interessant. Im besten Fall. Jedenfalls kannst du dir sicher sein, ständig bekannte Gesichter auf der Straße zu treffen und je nachdem wie präsent du im Nightlife und in eurer Stadt bist, kennt man dich. Vom Saarland her war ich das total gewohnt. Ich war “jemand”, was auch immer das sein sollte. Meist war ich darüber nicht besonders glücklich. Doch das ist wohl der erste Kulturschock. Denn in Berlin bist du NIEMAND. Du triffst in einem Jahr vielleicht zweimal zufällig bekannte Menschen auf der Straße. Doch du bist auch sonst ein Niemand.
Ich habe mich noch nie so langweilig, fast schon bieder und konservativ gefühlt, wie in den letzten Monaten. Schließlich habe ich keine Tattoos, ernähre mich nicht irgendwie speziell, habe ein irrres Hobby von dem noch nie jemand gehört hat und bin auch kein Performance-Künstler oder Stammgast in Fetisch Clubs. Ich bin langweilig.
Das Nachtleben
Warum ich in Berlin so selten ausgehe? Partys im Berghain starten Samstag Nacht und gehen bis Montag Abend. So ist das in den meisten Technoclubs. Dann war ich mal Sonntag morgens da und alle waren am “runterkommen”.
Stattdessen habe ich in Berlin etwas für mich entdeckt, was früher nie ein Thema war! Bars. Denn Bars sind in Berlin nicht einfach nur langweilige Kneipen mit ein paar Sorten Bier oder chillige Cocktail Lounges. Es gibt Bars, die in ehemaligen Bordellen eingerichtet sind. Es gibt Bars mit Burlesque Tänzerinnen. Bars sind die neuen Clubs!
Die blöden Sprüche
“Haha, sie haben aber auch einen Schuh- und Kleiderfetisch”. Ich weiß gar nicht wie viele blöde Sprüche der Typ gebracht hat, der meine Zählerstände in der Wohnung ablesen wollte. Es ist normal. Ich bin da schon völlig abgestumpft. In den ersten Monaten allerdings überhaupt nicht. Da haben mich die ständigen frechen Sprüche teilweise echt gekränkt und war völlig schockiert, wie unfreundlich doch “diese Berliner” sind.
Der Zug fällt heute leider aus.
Nicht nur heute. Ständig eigentlich. Wer auf die Öffis angewiesen ist, kann ein Lied davon singen. Ich bin in den ersten Wochen ständig fast daran verzweifelt. Wieso fährt wieder keine Tram, wieso ist die S-Bahn Linie gesperrt? Mittlerweile nehme ich das kaum mehr wahr, suche mir einen alternativen Fahrplan, plane bei wichtigen Terminen extrem viel Fahrtzeit ein und freue mich wenn dann ab und zu doch mal alles glatt läuft. Denn das ist auch so ein Berliner Ding: Diese Gelassenheit. Wird schon, wa?
Du liebst die Stadt jeden Tag immer noch ein bisschen mehr
Doch dann bist du jeden Tag glücklich hier zu sein. Jeden Tag ein bisschen mehr. Ich kann mir noch viel weniger vorstellen, jemals woanders zu leben. Das wird ist mein Zuhause.
10 Kommentare
Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, in Berlin oder einer Großstadt zu leben. Vielleicht für eine kurze Zeit aber nicht auf Dauer. Schon wenn ich nur ein Wochenende in Berlin bin habe ich das Gefühl, nicht hinterherzukommen 😀 Und das auf Dauer wäre purer Stress für mich 🙂 Ich liebe mein 800 Seelen Dorf und liebe die Stille…
Liebe Grüße
Nadine von tantedine.de
Ich liebe Berlin als Touristin. Aber ich denke für mich wäre das ach kein Ort zum Leben. Denn selbst in der Vorstadt bin ich Langweilig und ein Niemand haha. Also meine Stadt ist groß genug um nicht immer wen bekanntest zu treffen. Darüber bin ich auch Dankbar, denn ich mag Menschen jetzt nicht so gern. Aber für mich wäre zum Beispiel das leben auf dem Dorf ein völliger Albtraum.
Aber ich schließ mich Nadine an. Einige tage in Berlin reichen aus, um völlig gestresst zu sein. Dann muss ich wieder Wochen nach Malmö um runter zu fahren. ok, dass wäre ein guter Deal haha.
Dabei ist Malmö die dritt größte Stadt in Schweden. Aber da ticken die Uhren eben gemächlicher.
xoxo Vanessa
In Berlin sind wir auch ab und zu, zuletzt vergangene Woche, aber dort leben könnte ich nicht. Da mag ich es eher dörflich wie bei uns. Aber wenn wir was erleben wollen, zieht es uns immer in die Hauptstadt 😉
Liebe Grüße
Jana
Berlin ist eine schöne Stadt. Aber wohnen möchte ich da nicht 🙂
Liebe Grüße AnnLeeBeauty♡
In Berlin würde ich mich nicht wohlfühlen. Ich war zwar schon öfter da, aber war auch froh wieder aus dieser extrem pulsierenden Stadt nach Hause zu fahren.
Es gibt auch einige dörfliche Ecken in Berlin an dem du/man auch JEMAND ist. Ich könnte jetzt anfangen bestimmte Ortsteile aufzuzählen, aber das überlasse ich lieber dir/euch. 😉 Man kann die Ortsteile von Berlin auch mit BVG-Bus erreichen und es ist sehr, sehr schön dort.
Berlin ist leider gar nicht meins. Obwohl ich aus nem Kuddelmuddel Ruhrpott komme, freue ich mich über die Ruhe am Bodensee.
[…] leider auch und, ganz besonders wichtig, es war mein Monat 11 in Berlin. Nun lebe ich ein ganzes Jahr in dieser Stadt – wie verrückt ist das denn? Doch das wohl wichtigste, was diesen Monat […]
[…] raus aus deinem Trott willst du und das komplett. Wenn du kannst, gehst du jetzt ins Ausland. Oder du ziehst nach Berlin. Nach einem Jahr in Berlin hast du zwar deine Gewohnheiten komplett geändert, dein Alltagstrott […]
[…] dem Blog einzuführen, ist mir bewusst geworden, wie viel ich eigentlich in die paar Tage quetsche. Ist Berlin schuld an meiner ständigen Zeitnot? Versuche ich eine immer währende Leere zu füllen oder kann ich nur […]