Traurigkeit wurde mir in die Wiege gelegt. Meine Mutter litt schon vor meiner Geburt unter schweren Depressionen und zu sagen sie war mit zwei Kindern überfordert, das ist noch zu wenig gesagt. Deswegen weinte ich schon immer mit ihr mit. Versuchte sie glücklich zu machen, was natürlich niemals geklappt hat. Dieses ständige Versagen hat mich nur in meiner Traurigkeit bestärkt. Es war ein Ding der Unmöglichkeit, meine Mutter nur für eine Sekunde glücklich zu sehen. Egal ob ich gut oder sehr gut in der Schule war, gehorsam war, ihr das Leben so einfach wie möglich machte. Ich musste scheitern. Denn was ich als Kind noch nicht wusste, das weiß ich jetzt: Glück kommt nicht von außen. Es kann immer nur von innen kommen. Du kannst einen anderen Menschen nicht glücklich machen oder ihm die innere Zufriedenheit geben, die er sich so sehr wünscht. Das kann niemand.
Die Traurigkeit war immer mein treuester Begleiter. Sie hat stets dafür gesorgt, dass ich mich nie ausgelassen freuen konnte, dem Leben mit Misstrauen gegenüber stand und selbst in glücklichen Momenten lauerte sie irgendwo im Hintergrund. Irgendwann reichte es mir mit ihr und ich begann ganz gezielt meine Lebensumstände zu ändern. Es war die Suche nach dem Glück. Wenn es nicht im Saarland versteckt ist, dann liegt das Glück doch ganz bestimmt in Berlin. Vielleicht bringen zwei kleine Katzen Glück in mein Leben. Vielleicht bringt die neue Kamera oder der Urlaub in Thailand die heißersehnte Zufriedenheit. Vielleicht fehlt nur ein Freund oder eine Freundin. Da fehlt doch was, ganz bestimmt! Ich war mir sicher, da fehlt irgendwo etwas und dann wird es schon.
Endlich die Traurigkeit loslassen?
Natürlich sind die äußeren Umstände auch wichtig. Unsere Umgebung formt uns. Deswegen sollten wir auch nicht zu verbissen nur nach dem Glück im Inneren suchen und auch die Umstände verändern. Doch ALLEIN die äußeren Umstände machen niemals glücklich, sonst wäre doch jeder Hollywood Star und jeder Millionär happy. Die sind doch oft am unglücklichsten unter den Menschen.
In Berlin hatte ich die Freiheit mich auf mich selbst zu konzentrieren, ohne ständig dem Urteil anderer Menschen über mich ausgesetzt zu sein. Das hat mir dabei geholfen, endlich zu finden wo das Glück versteckt liegt. Denn es war schon immer da, ich hatte es, genauso wie die Traurigkeit, immer mit mir dabei. Es lag schon immer in mir. Nur versteckt und begraben.
Das Glück liegt in uns selbst. Wenn wir nur noch die Traurigkeit spüren und es nicht mehr finden, dann können wir uns auf die Suche danach machen. Anfangen uns selbst wieder zu spüren. In dem wir wieder auf unsere innere Stimme hören und uns nicht mehr in unserem Gedanken und Gefühlen verlieren. Durch die Meditationen in der Headspace App habe ich gelernt, meine Gefühle wahrzunehmen und mich nicht mehr darin zu verlieren. Traurigkeit ist ein Gefühl und es vergeht, es ist nicht meine Identität.
Was kommt nach der Traurigkeit
In den letzten Wochen fühlte ich mich zuhause ab und zu etwas unruhig, weil mir bewusst war, dass da etwas fehlte. Es war die Traurigkeit. Sie war nicht da. Es hat mich anfangs ziemlich verwirrt. Ich war in genau den gleichen Situationen, die mich noch vor wenigen Monaten total unglücklich machten. Doch jetzt fehlte es einfach. Das ist ganz schön verwirrend, weil ich so verwurzelt war mit der Traurigkeit.
Genau das machen wir nämlich mit unseren Gefühlen. Je öfter und länger wir sie spüren, umso mehr werden sie zur Gewohnheit. Vielleicht ist es Angst, Wut, Hass, Trauer oder was auch immer. Durch die Gewohnheit möchten wir sie nicht mehr missen, denn auch wenn diese Gefühle unangenehm sind, so sind sie doch vertraut.
Unser Gehirn liebt vertraute Dinge, denn so fühlt es sich sicher. Deswegen ist es so schwer, Gewohnheiten abzulegen.
Nach drei Monaten intensivem Training, Tag für Tag, spüre ich langsam wie sich meine Gewohnheiten ändern. Wie ich damit beginne, nicht mehr im Autopilot zu fühlen und zu reagieren. Es ist ein ganz langsamer Prozess, der ziemlich schnell geht.
Gestern bin ich nach Hause gelaufen und habe ein Lied vor mich hin gesummt. “If I ruled the world…” Ein Schulmädchen ist vorbei gelaufen und hat mich angelächelt. Ich hab zurück gelächelt und weitergesummt. “Imagine that…”
2 Kommentare
sehr toller post, der bestimmt auch vielen weiterhilft. ich versuche momentan, meine negativen gedanken zwar zuzulassen aber sie nicht überhand nehmen zu lassen. einfach akzeptieren aber nicht weiter darauf eingehen. headspace hilft mir auch sehr dabei 🙂
Sandy GOLDEN SHIMMER
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