An manchen Tagen fühle ich mich ganz normal nach der Therapiestunde. Doch an anderen Tagen fühlt es sich so an, als ob mein Kopf einmal komplett durchgewühlt wird und ich möchte den ganzen restlichen Tag nur noch in die Ecke starren und nicht mehr nachdenken. Diese Woche war es besonders heftig, weil ich plötzlich etwas verstanden habe über mein Leben und das hat mich sehr traurig gemacht. Ist eine Therapie anstrengend? Definitiv. Ob es sich lohnt? Natürlich ist das eine sehr individuelle Frage. In meinem Fall habe ich jetzt schon in den ersten Wochen sehr viel gelernt und ich bin froh darüber, diesen Weg zu gehen.
Wann sollte ich zur Therapie gehen?
Natürlich ist es schwierig, einen Therapieplatz in Deutschland zu finden. Viele scheuen sich deswegen davor oder sie glauben nicht an den Erfolg einer Therapie. Ich finde, es müssen nicht immer gravierende Ereignisse sein, um eine Therapie zu beginnen. Wenn du dich in einer emotional abhängig Beziehung mit einem Partner befindest und keinen Ausweg siehst, kann das auch sehr helfen. Mach dir keine Gedanken darüber, ob deine Probleme zu groß oder zu klein sind. Wenn du das Gefühl hast, du möchtest es versuchen, dann tu es auch. Du kannst das auch für dich behalten erstmal. Mir war immer klar, dass ich eine Therapie machen möchte. Doch da mein Kindheitstrauma so starke Ausmaße hat, kamen mir meine Probleme oft zu groß dafür vor und ich hatte auch schon schlechte Erfahrungen gemacht. Das war für mich jahrelang sehr abschreckend.
Wie finde ich einen Therapieplatz?
Es gibt da tatsächlich einige Möglichkeiten, so wie die kassenärztliche Vereinigung, die auch Termine vergibt. Ihr könnt da bei 116117.de vorbeischauen. Ich habe ganz detailliert in einem TikTok Video darüber gesprochen und erklärt, wie mein Weg war! Schaut euch das gerne an, denn sonst würde das noch einen ganzen Blogeintrag hier füllen. Es war nämlich bei mir auf einigen Umwegen passiert.
Ist eine Therapie anstrengend?
Stell dir mal vor, jemand erklärt dir plötzlich dein Leben neu und plötzlich macht alles mehr Sinn. Klingt das anstrengend? Ja, schon. Für mich ist es sehr anstrengend. Das muss nicht für dich so sein, dennoch würde ich es nicht auf die leichte Schulter nehmen. Mir war klar, ich möchte mein Leben ändern und bestimmte Verhaltensweisen ablegen. Dazu bin ich bereit, den Weg zu gehen, der nötig ist, wie anstrengend es auch wird. Immer wieder in toxischen Beziehungen gefangen zu sein, das ist dann doch noch anstrengender als Therapie.
Wie läuft so eine Therapiestunde ab?
Grundsätzlich gibt es verschiedene Therapieformen. Die Verhaltenstherapie ist mehr an der Gegenwart orientiert und gilt als leichteste Therapieform. Ich kann dazu nichts erzählen. Aktuell mache ich eine Mischung aus Tiefenpsychologie und Psychoanalytik. Mein Therapeut ist Psychoanalytiker, praktiziert allerdings auch Tiefenpsychologie. Tatsächlich ist es so, dass ich in der Stunde über alles reden kann, was mir gerade im Kopf vorgeht. Mal wusste ich auch überhaupt nicht, was ich erzählen soll. Das ist auch ok. Dann gibts eben mal ne Runde Small Talk. Das alles kann zum Prozess dazugehören. Ich mache mir oft im Alltag Notizen. Wenn mir etwas einfällt, das ich besprechen möchte, dann schreibe ich es auf meine Liste und wir gehen das dann durch. Sonst würde ich vieles bis zur nächsten Stunde wieder vergessen.
Meine letzte Therapiestunde hatte es in sich. Ich glaube, deswegen wollte ich jetzt auch darüber schreiben, wie anstrengend es sein kann. Zwar bin ich froh, diese neuen Erkenntnisse zu haben, doch es tut auch verdammt weh. Ich will nicht ins Detail gehen, doch ich kann sagen, dass ich viele Jahre sehr blind war und keinen Ausweg aus einer Situation gesehen habe, die im Grunde gar nicht so ausweglos war. Habt ihr schon mal eine Therapie gemacht? Wie sind eure Erfahrungen?
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