Wie komme ich endlich raus aus der Überanpassung?

Wenn du schon als Kind gelernt hast, das Liebe einen Preis hat, dann wirst du auch als erwachsene Person immer bereit sein, diesen Preis zu zahlen. Doch bei diesem Geschäft wirst du immer leer ausgehen, denn Liebe ist kein Handel. Tatsächlich ist uns das jedoch oft gar nicht bewusst und wir tappen völlig im Dunkeln. Ja, die Eltern wussten es eben nicht besser, die hatten eben Stress, mir geht es doch jetzt gut als Erwachsene. Stimmt so leider nicht. Denn wenn die Kindheit nicht aufgearbeitet wird, dann wird sich das immer in der Gegenwart zeigen. Ich kann euch da den Podcast von Stefanie Stahl empfehlen, denn die Folge “Ich habe Fressattacken” hat mich zu diesem Beitrag inspiriert.

30something Kolumne auf andysparkles

Bin ich überangepasst?

Ich habe als Kind schon früh gelernt, dass ich alleine nicht genüge. Ein bisschen Zuneigung gab es höchstens mal, wenn ich besonders brav war. Mit einer psychisch kranken Mutter und einem abwesenden Vater war es nicht möglich, Kind zu sein. Das führt zu den immer gleichen Folgen: Überanpassung. Das ist psychologisch so tief verankert, es ist meist überhaupt nicht bewusst. Seitdem ich die Therapie mache, denke ich manchmal kopfschüttelnd an Situationen zurück, die erst kurze Zeit zurückliegen. Ich kann einfach kaum Nein sagen. Deswegen bleibt so wenig Zeit für mich und meine Bedürfnisse, bis ich mich gar nicht mehr selbst spüren kann. Wie komme ich raus aus diesem Teufelskreis? Stefanie Stahl erklärt mehr am Beispiel einer Klientin, die sich nicht erklären kann, wieso sie Fressattacken hat. Im Gespräch kommt dabei heraus, dass sie eine ganz ähnliche Problematik wie auch ich hat. Das führt zu diesem ungesunden Verhalten. Unser Körper und unsere Seele sind nämlich schlauer, als wir glauben. Sie zeigen uns ganz oft die Missstände auf, woran wir arbeiten müssen, wenn wir doch nur mehr zuhören würden.

Raus aus der Überanpassung – Schritt für Schritt

Du hast nicht plötzlich die Erkenntnis, mehr Nein zu sagen und dann sind alle deine Probleme gelöst. Das dauert durchaus länger. Erstmal geht es darum, sich selbst wieder zu spüren. Die eigenen Bedürfnisse. Was möchte ich, wann geht es mir gut? Was brauche ich? Dann kannst du langsam versuchen, mehr und mehr danach zu handeln. Das wird dir große Angst machen. Mir macht es ständig Angst und ich bekomme regelmäßig das unangenehme Gefühl, dass mich jeder hassen wird, wenn ich nur mal etwas ablehne. Es ist auch überhaupt nicht einfach, sich so selbst kennen zu lernen und verstehen, was man braucht und was nicht. Es ist ein Prozess, der dauern kann und es auch darf. Doch am Schluss wirst du belohnt. Um es mit den Worten eines TikTok-Videos abzuschließen, das ich kürzlich gesehen habe: Du wirst dann kein so kleines Basic Opfer mehr sein. Menschen spüren das nämlich, wenn du zu lieb bist und viele werden es nicht scheuen, dich auszunutzen. Das hat keiner verdient!