Als ich im April 2017 aus meiner Kleinstadt im Saarland nach Berlin gezogen bin, war ich vor allem eines: überwältigt. Überwältigt von den Menschenmassen, von den U‑Bahnen, die nie still stehen, und von der Anonymität dieser riesigen Stadt. Ich kannte niemanden. Klar, Berlin ist aufregend, laut, vielfältig – aber vor allem in den ersten Monaten ist es einsam. Sehr einsam.
Mir hat damals niemand einen „Leitfaden“ gegeben, wie man alleine in Berlin ankommt, und ehrlich gesagt hätte ich das gut gebrauchen können. Inzwischen weiß ich: Es gibt Wege, die es leichter machen. Und ein paar davon möchte ich hier teilen, damit du es vielleicht ein bisschen einfacher hast als ich damals.

Warum Berlin so einsam sein kann
Ich bin damals nach Schöneweide gezogen und das lag nicht gerade im Zentrum der Stadt. Obwohl ich mich damals schon über Instagram und meinen Blog mit ein paar Leuten connecten konnte, hatte ich niemanden in meiner Umgebung. Keine spontanen Treffen. Nach der Arbeit bin ich meistens alleine spazieren gegangen oder gleich nach Hause. Habe die Minuten gezählt, bis meine Schwester mich endlich besucht hat und wir gemeinsam etwas unternommen haben.
Was hätte ich ohne Bloggertreffen gemacht? Wirklich keine Ahnung. Darüber habe ich erste Freundschaften geschlossen. Bis heute ist es tatsächlich so geblieben, dass ich die meisten Menschen online kennengelernt habe. Sei es über Instagram, Nachbarschaftsportale oder auch über Dating-Apps.
Tipp 1: Nutze deine Nachbarschaft – nebenan.de
Ich habe eine enge Freundin damals über ein Nachbarschaftsportal kennengelernt. Sie hatte auch Katzen und schnell haben wir ausgemacht, uns da gegenseitig zu unterstützen. Aus reinem Katzensitting wurde Freundschaft, irgendwann haben wir sogar Silvester zusammen verbracht. Über nebenan.de oder sogar über Facebook-Gruppen für Katzensitting habe ich viele Menschen aus der direkten Nachbarschaft kennengelernt. Das kann ich sehr empfehlen! Hier wirst du auch über lokale Veranstaltungen wie beispielsweise kleine Flohmärkte informiert.

Tipp 2: Raus aus der Komfortzone – Kurse & Gruppen
Wenn du nur zur Arbeit gehst und wieder heim, lernst du keine neuen Leute kennen. Ich habe mich in einem Wing Tsun Kurs angemeldet und darüber auch Menschen kennengelernt, die gar nichts mit meiner bunten Insta-Bubble gemein haben. Das war sehr erfrischend! Abgesehen davon hat mir die Selbstverteidigung sehr dabei geholfen, mich stärker und selbstsicherer zu fühlen. Sportkurse oder generell Hobbys sind immer eine gute Idee, um neue Leute kennenzulernen.
Tipp 3: Geh zu Expat‑ und Community‑Treffen
Einen Tipp, den ich damals noch nicht kannte, aber dir ans Herz lege: Es gibt mittlerweile super organisierte Expat‑Communities in Berlin. Zum Beispiel die Berlin Expat Community von Timeleft.
Die organisieren Treffen, bieten Infos für Neulinge und helfen dabei, dass man sich nicht so verloren fühlt. Wenn ich das 2017 schon gewusst hätte, wäre mir vieles leichter gefallen. Gerade für internationale Neu‑Berliner ist das Gold wert.
Tipp 4: Sag Ja zu Einladungen
Klingt banal, ist aber der wichtigste Tipp: Sag Ja. Auch wenn dir nicht danach ist. Auch wenn du die Leute nicht so richtig kennst. Ich hab anfangs jede Einladung angenommen. WG‑Partys, Kaffee mit Kolleg:innen, Konzerte von Bands, die ich nicht kannte.
Du weißt nie, welche Begegnung am Ende der Schlüssel ist, um dich hier ein bisschen mehr zu Hause zu fühlen.

Tipp 5: Hab Geduld
Und zum Schluss: Sei nachsichtig mit dir. Berlin überfordert jeden am Anfang. Du musst nicht in den ersten zwei Wochen deinen kompletten Freundeskreis aufgebaut haben. Es dauert. Und das ist okay.
Ich habe ungefähr ein, zwei Jahre gebraucht, bis ich mich angekommen gefühlt habe. Heute liebe ich es, hier zu sein. Aber das musste wachsen.
Fazit: Du bist nicht alleine in Berlin – aber du musst was dafür tun
Berlin ist kein Selbstläufer. Wenn du hier ankommst, musst du dir deinen Platz selbst erarbeiten. Aber das Schöne ist: Die Stadt bietet dir alle Möglichkeiten. Du musst sie nur nutzen.
Es ist normal, sich einsam zu fühlen. Es ist normal, überfordert zu sein. Und es ist absolut okay, sich Hilfe zu holen. Sei es über deine Nachbarn, einen Kurs, eine Community oder einfach Menschen, die das Gleiche durchmachen wie du.
Und irgendwann, schneller als du denkst, sitzt du in deinem Lieblingscafé und denkst: „Ja. Jetzt bin ich angekommen.“
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