Ich fühle mich gerade okay. Mehr als okay, sogar irgendwie gut. Ich weiß nicht, wann und ob ich diesen Satz jemals gesagt habe und es auch wirklich gefühlt habe. Dabei ist nicht mal etwas passiert in meinem Leben, was sich grundlegend geändert hat. Keine neue Liebe, kein Gewinn im Lotto. Ich hab mir vor einigen Monaten eine persönliche Mentorin gesucht, eine Art Coach, die sich ganz gezielt mit mir und meinen Problemen auseinandersetzt. Dabei ist mir vor allem klar geworden, wie sehr ich mich innerlich immer abgewertet habe. Mir Vorwürfe gemacht habe. Mich selbst nicht akzeptiert habe als den Mensch, der ich bin. Es war für mich einer der wichtigsten Schritte zur Heilung.
Kindheitstrauma heilen – wie geht das eigentlich?
Richtig anzuerkennen, dass ich unter einem schweren Trauma leide, war für mich ein langer Prozess. Meist beschäftigte ich mich nur mit den aktuellen Symptomen. Depressionen sind nur eins davon. Doch ein Pflaster darauf kleben, hilft immer nur für kurze Zeit. Bücher, Podcasts, Onlinekurse und das alles sind super, doch sie helfen nur bis zu einem gewissen Grad. Bisher konnte ich mich einem Psychologen noch nie richtig anvertrauen, doch im Freundeskreis bin ich auf eine freie Therapeutin gestoßen, zu der ich nun regelmäßig gehe. Diese Sitzungen haben mir sehr viele neue Erkenntnisse gebracht und auch Mut gemacht. Ich glaube, ich kann mein Trauma irgendwann heilen, was ich früher nie für möglich gehalten hätte. Dabei ziehe ich es auch in Erwägung, eine Traumatherapie zu beginnen und noch gezielter daran zu arbeiten. Es ist immer der richtige Schritt, sich professionelle Hilfe zu suchen.
Schluss mit Selbstabwertung: einer der wichtigsten Schritte zur Heilung
Heilung ist für jeden Mensch ein sehr individueller Prozess und sieht auch bestimmt bei jedem anders aus. Ich setze mich schon seit so vielen Jahren damit auseinander und manchmal kommt mir der Prozess auch sehr langsam vor.
Ist dir schon mal aufgefallen, wie viele Menschen sich ständig selbst abwerten? Es ist oft sehr in uns verankert, dass wir versuchen, eine andere Person zu sein. Meist haben wir schon sehr früh Ablehnung von außen erfahren und diese dann als innere Glaubenssätze abgespeichert. Selbstabwertung ist ein angelernter Teufelskreis. Ich habe hier auf diesem Blog einen guten Artikel dazu gelesen. Es geht darum, sich selbst anzuerkennen. Nicht die Leistungen, die man erbringt. Sondern die eigene Person.
Mein ganzes Leben lang habe ich mich selbst dafür abgelehnt, dass ich nicht so funktioniere, wie ich es gerne hätte. Es gibt so viele Situationen, mit denen ich nicht so umgehen kann, wie es andere können. Momente in denen ich unsicher bin oder verängstigt, ohne dass es “richtige” Gründe dafür gibt. Natürlich ist es wichtig und gut, sich weiter zu entwickeln. Doch die eigenen Person abzulehnen und sich permanent selbst abzuwerten?
Ich bin ein Mensch, der früh sehr stark traumatisiert worden ist. Dieses Trauma kann ich nicht komplett wegdenken oder einfach nur ignorieren. Denn es hat mich zu der Person gemacht, die ich heute bin. Es hat mich geprägt und meine Verhaltensweisen beeinflusst. Und das ist okay. Ich bin okay.
5 Kommentare
Ohh das ist so schön zu hören. Ich finde es so gut das du diesen schweren Weg gehst. Ich wünsche dir viel Kraft dabei.
Total schön, dass du so offen und transparent mit dem Thema umgehst, denn ich glaube, dass du vielen dadurch Mut gibst. Einen Therapeuten aufzusuchen ist echt ein sehr schwerer und mutiger Schritt. Da kannst du echt stolz auf dich sein!
Liebe Grüße, Berna von coffee&flowers
Da haben wir vieles gemeinsam.
Ich bin schon älter, also im Gegensatz zu den meisten Bloggern. Aber so ist das nun mal. 🙂
Auch ich musste erkennen, ohne eine Therpie geht es nicht. Ich dachte immer, ach das ist eine Phase, das wird schon.
Nein, wird und wurde es nicht. In meiner Reha letztes Jahr, sagte man mir schon, ich solle mir einen Therapeuten suchen
Quatsch dachte ich, Nein ist es nicht.
Danke für diesen tollen und ehrlichen Artikel, denn es wird vielen so gehen, nur es traut sich keiner es zu sagen.
Liebe Grüße
elke von elkevoss.de
Jeder Kommentar gibt eine Selbstaufwertung. Dann sende ich schöne Grüße aus Tegel! In meinen Augen ist ein Trauma keine Krankheit. Es ist etwas, was das Gedächtnis gespeichert hat und in bestimmten Situationen hervor kommt. Gruss
[…] Schluss mit Selbstabwertung […]