Es ist schön, wenn man Anerkennung bekommt. Aber manchmal wird genau dieses Bedürfnis zur Falle. Wir sagen Ja, auch wenn wir es gar nicht wollen. Ja zu Projekten, die uns überfordern. Ja zu Kooperationen, die keinen Sinn ergeben. Ja zu Bitten, die uns Zeit rauben. Und während wir nach außen hilfsbereit wirken, sagen wir im Inneren Nein zu uns selbst.
Als Content Creator und Influencerin habe ich das früh gelernt: Wenn ich nicht Nein sage, produziere ich bald nur noch kostenlosen Content für andere – und bleibe selbst auf der Strecke. Das hat mich dazu gebracht, bewusster Grenzen zu setzen.
Warum wir so oft Ja sagen
Die Gründe, warum wir Ja sagen, obwohl wir eigentlich Nein meinen, sind vielfältig:
- Anerkennung: Wir wollen gemocht und akzeptiert werden.
- Angst vor Ablehnung: Wir fürchten, andere zu enttäuschen.
- Harmoniebedürfnis: Wir wollen Konflikte vermeiden.
- Gewohnheit: Viele von uns haben nie gelernt, Nein zu sagen.
Das klingt harmlos. Aber auf Dauer macht es uns unglücklich – weil jedes unnötige Ja ein Nein zu den Dingen ist, die wir wirklich lieben.
Die Kehrseite vom ständigen Ja
Wer zu allem Ja sagt, verliert schnell den Blick für die eigenen Prioritäten. Ich habe es selbst erlebt: Statt mich kreativ auszuleben, war ich irgendwann nur noch damit beschäftigt, fremde Erwartungen zu erfüllen.
Die Folgen:
- Überlastung: zu viele Aufgaben, zu wenig Pausen
- Frust: das Gefühl, ausgenutzt zu werden
- Stillstand: die eigenen Projekte bleiben auf der Strecke
Darum gilt: Nein sagen ist kein Egoismus, sondern eine Form der Selbstfürsorge.Nein sagen ist also kein Egoismus, sondern Selbstfürsorge.
Nein sagen im Alltag als Creator
Gerade in meinem Job als Influencerin flattern täglich Anfragen ins Postfach. Manche sind spannend, andere dreist. Ein paar typische Beispiele:
- „Kannst du einen Blogartikel schreiben? Wir verlinken dich auch. Budget gibt es leider nicht.“
- „Bitte poste doch eine Wishlist für unseren Shop, dafür bekommst du einen 20-Euro-Gutschein.“
- „Nimm an unserem Contest teil – vielleicht markieren wir dich auf Instagram oder X.“
- „Unterschreibe bitte einen zehnseitigen Vertrag und produziere exklusiven Content für TikTok und YouTube Shorts – Budget haben wir keins, aber du profitierst von unserer Reichweite.“
Klingt nett, bringt aber wenig. Denn Reichweite zahlt weder Miete noch Rechnungen. Wenn ich alles annehmen würde, hätte ich keine freie Minute mehr – und trotzdem kein Einkommen.
Also habe ich gelernt, Nein zu sagen. Am Anfang war das ungewohnt. Heute weiß ich: Jedes Nein schützt meine Zeit, meine Kreativität und meinen Wert.
Nein sagen im Alltag – nicht nur im Job
Das Thema betrifft nicht nur Creator. Nein sagen ist in allen Lebensbereichen wichtig.
- Im Job: Überstunden, die zur Routine werden. Aufgaben, die über die Kapazität hinausgehen.
- In Freundschaften: Geld verleihen, obwohl man selbst knapp ist. Sich zu Treffen drängen lassen, obwohl man eigentlich Ruhe braucht.
- Im Alltag: Der Wecker klingelt zum fünften Mal. Die To-do-Liste schreit. Und trotzdem hat man das Gefühl, nicht genug zu tun.
Ich erinnere mich an einen Morgen: Snooze schon dreimal gedrückt, die Katze schon viermal weggeschickt. „Ich will nicht aufstehen!“ Aber dann habe ich Nein gesagt – zu meiner Trägheit. Fenster auf, raus in den Tag. Und es tat gut.
Social Media & Kritik – ein Nein zu negativen Stimmen
Wer Content macht, kennt es: Kommentare über Werbung, Reichweite oder persönliche Entscheidungen. Oft lese ich: „Du machst zu viel Werbung.“ Dabei sind Creator-Posts nichts anderes als das, was Printmagazine schon immer gemacht haben – nur dass Blogs, Insta-Posts und Reels gratis zu lesen und anzuschauen sind. Dann sind da noch die Hate Kommentare, Kritik am Körper,…
Früher hat mich das getroffen. Heute sage ich Nein – zu den negativen Stimmen, die nur Energie rauben. Stattdessen sage ich Ja: zu meinen treuen Followern, zu den lieben Nachrichten, zu echtem Austausch.
Es gibt unzählige Blogs, Podcasts, Magazine und Social-Media-Plattformen. Jeder findet den Content, der zu ihm passt. Ich konzentriere mich lieber auf die, die wirklich hier sein wollen.
Strategien fürs Nein sagen
Nein sagen fällt nicht leicht. Aber man kann es lernen – Schritt für Schritt. Hier meine Strategien:
- Klar und direkt: Ein einfaches „Danke, aber nein“ reicht oft schon.
- Freundlich bleiben: Nein sagen heißt nicht unhöflich sein. „Danke, dass du an mich denkst – aber diesmal passt es nicht.“
- Alternativen anbieten: Wenn du willst, schlage etwas anderes vor, das besser zu dir passt.
- Auf dein Gefühl hören: Wenn dein Bauchgefühl Nein sagt, hat es einen Grund.
- Übung macht’s leichter: Je öfter man übt, desto natürlicher wird es.
Nein sagen ohne Schuldgefühle
Viele Menschen verbinden Nein sagen mit Schuldgefühlen. Doch die Wahrheit ist: Jedes Nein schützt unsere Ressourcen. Und jedes Nein ist gleichzeitig ein Ja – zu uns selbst.
- Nein zu unbezahlter Arbeit = Ja zu fairer Bezahlung.
- Nein zu Überstunden = Ja zu Freizeit und Gesundheit.
- Nein zu einem toxischen Date = Ja zu Selbstrespekt.
- Nein zu Dauerstress = Ja zu Balance.
Es geht nicht darum, egoistisch zu sein. Sondern darum, bewusst zu wählen.
Nein ist ein Ja zu dir selbst
Manchmal unterschätzen wir, wie befreiend ein Nein sein kann. Es öffnet Türen: zu mehr Energie, zu echten Projekten, zu Freude.
Das zeigt sich auch in kleinen Dingen. Ein Nein zum inneren Kritiker, ein Nein zu negativen Gedanken – und stattdessen ein Ja zu einem unspektakulären, aber schönen Tag. Für mich hieß das: ein Eis in Wassermelonenform kaufen, spazieren gehen und einfach genießen.
nspiration: Worte, die bleiben
Ein Zitat, das mich seit Jahren begleitet, stammt von DariaDaria:
„When you say yes to something you don’t enjoy, you’re saying no to things that you love. When you say yes to a job you don’t love, you’re saying no to your dreams. When you say yes to someone you don’t like, you’re saying no to a fulfilling relationship. When you say yes to working overtime, you say no to your social life.“
Gerade 2025, in einer Zeit, in der Creator ständig mit Kooperationen, Kampagnen und Social Media Präsenz jonglieren, sind diese Worte aktueller denn je.
Fazit
Nein sagen lernen ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Es schützt vor Überlastung, Frust und Energieverlust. Und es gibt uns die Freiheit, bewusst Ja zu den Dingen zu sagen, die uns wichtig sind.
Ich habe gelernt: Ein Nein ist kein Schlag ins Gesicht, sondern ein Bekenntnis. Ein Bekenntnis zu mir selbst, zu meiner Arbeit, zu meinen Werten.
Und manchmal bedeutet Nein sagen ganz simpel: Ja zum Leben.






16 Kommentare
Sehr schön geschrieben!
Sprichst mir aus der Seele!
<3 Hast du schön geschrieben, ich musste auch gerade beim lesen an den Artikel von DariaDaria denken und dann habe ich gesehen, dass du sie auch unten zitiert hast – ich mag beide Artikel, ihren und deinen <3
Dankeschön!
Toll geschrieben Süße! Ich finde Neinsagen mutig und taff. Auch ich musste in meinem Privatleben erst lernen nicht immer eine Jasagerin zu sein. Ein harter Weg! Aber es hat sich ausgezahlt. !!!!
Ein schöner und wahrer Artikel. Erfreue dich am Leben und den schönen Dingen in deinem Leben.
Wirklich toll geschrieben und den kleinen rechtschreibfehler (wetter anstatt wecker) fand ich auch sehr belustigend.
Soll keine kritik sein, passiert mit auch ständig. Aber bei diesem musste ich schon schmunzeln 🙂
I don't speak German but I had this post translated for me and it is a great post I can say. well done! For many people, it is hard to say no. when I was younger I had the same problem but eventually started to learn to say no when I don't want to do something instead of doing it with half heart (www.elenaslifestyle.com)
Kluge Gedanken . ich weiß auch, wie schwer es ist, etwas abzulehnen. Meist übe ich mich dabei in Diplomatie. In manchen Situationen war mir bisher "Neinsagen" schlicht unmöglich. Weil es meinen Job beim Volontariat aufs Spiel gesetzt hätte. Oder die Harmonie eines ganzen Tages. Im Endeffekt doch immer Abwägungssache.
das ist ein toller Post! wirklich toll geschrieben und du hast so recht damit. Man meint leider zu oft, dass man immer ja sagen muss, aber verpasst damit manche Dinge einfach und ist sich selbst nicht treu…
Toller Post 🙂
[…] Lerne endlich, Nein zu sagen […]
[…] schwierig für mich: Lernen, Nein zu sagen. Ich habe damit kürzlich angefangen. Mehr an mich zu denken und Grenzen zu setzen. Siehe da, schon […]
[…] Ich glaube diesen Spruch habe ich völlig random auf einem Instagram Quotes Profil aufgeschnappt. Der Satz gibt mir so viel und seit ich ihn gelesen habe und wirklich darüber nachgedacht habe, hat sich vieles getan bei mir. Meine Devise war bisher eher gegenteilig: Sag immer ja, außer du möchtest wirklich ganz und gar nicht. Mir fällt es leichter, Nein zu sagen. […]
[…] beschäftigen wir uns kaum mit dem Gedanken, was überhaupt unsere Ziele sind. Wir können nicht Nein sagen, wollen immer gefallen. Es ist auch super schwierig, sich nicht von negativem Input beeinflussen zu […]
[…] Dazu habe ich auch schon mal Artikel geschrieben: „Klare Grenzen setzen“ und „Ich sage jetzt Nein„. Beides ist ein Prozess und offen gesagt arbeite ich auch schon seit Jahren daran, es […]