Meine Grenzen wurden in den letzten Tagen nicht nur nicht respektiert, sie wurden sozusagen überrannt. Früher hat mich das sehr, sehr wütend gemacht. Wenn Bekannte, Freunde oder Kollegen mich plötzlich respektlos behandelt haben, konnte ich damit nur sehr schwer umgehen. In der Rage habe ich oft wütend kommuniziert, Vorwürfe gemacht, den anderen oder mir selbst. Dieses Mal habe ich einen Unterschied gespürt. Ich habe die Kommunikation abgebrochen und mir sonst keinen Kopf über die Situation gemacht. Das klingt erstmal gut, da ich mir viel Kopfkino und Ärger gespart habe. Doch ich frage mich, ob es nicht doch noch einen Schritt weiter und weiser wäre, diese Grenzen klar anzusprechen, anstatt den Konflikt zu vermeiden und die Personen zu “ghosten”.
Was bedeutet es, Grenzen zu setzen?
Grenzen sind super individuell. Bei einer bestimmten Sache kann der eine an die Decke gehen, dem anderen ist es total egal. Grenzen sind daher neutral, weder gut noch schlecht. Da alle Menschen so unterschiedlich sind, gibt es da auch so viel Konfliktpotential. Wenn du dich jedoch immer der anderen Person unterordnest, sagst du sozusagen “Nein” zu dir selbst, was super schlecht für dich selbst und dein Selbstvertrauen ist. Wenn du gesunde Grenzen setzen möchtest, musst du erstmal selbst erkennen können, wo deine Grenzen überhaupt sind! Da fängt meist die Problematik schon an. Wichtig ist also herauszufinden, was deine Werte sind. Nur so kannst du auch Grenzen setzen!
So habe ich meine Werte entdeckt
Ich habe für mich sehr stark herausgefunden, dass ich es nicht ausstehen kann, wenn jemand meine Zeit verschwendet. Im konkreten Fall wurde ich kürzlich bei einem Shooting komplett versetzt. So eine Respektlosigkeit hätte mich früher zum Ausrasten gebracht, doch ich bin nun viel gelassener geworden. Ich ziehe meine Konsequenzen: Kein Kontakt mehr zu dieser Person. Im zweiten Fall war es so, dass nach einem kostenlosen Shooting im Nachhinein eins der Models beschlossen hat, dass ich die Bilder nicht frei verwenden darf. Zeitverschwendung, mal wieder.
Was meine Fotografie und meinen Job angeht, fiel es mir anfangs viel leichter Grenzen zu setzen, als im Privatleben. Doch auch da habe ich für mich gelernt, dass einer meiner Werte Zuverlässigkeit ist. Genauso wie Ehrlichkeit und Respekt. Ich kann Lästereien nicht ausstehen. So sortiere ich auch aus. Das hat mir sehr geholfen festzustellen, wen ich weiterhin zu meinen Freunden / Bekannten zählen möchte und wen nicht – weil ich meine Werte nun kenne und respektiere.
Um herauszufinden was deine Werte sind, kannst du dich fragen, was dir im Leben wichtig ist. Was würde dir fehlen, was würdest du gerne in der Welt ändern?
Warum können wir keine Grenzen setzen?
Die Angst vor der Ablehnung ist natürlich der größte Grund. Genauso die Angst vor Konflikten. Lieber möchten wir gefallen, suchen nach Anerkennung. Nach wie vor ist für mich ein solcher Konflikt ein ganz großes Thema, deswegen lasse ich mich selten auf lange Diskussionen ein und “ghoste” dann lieber mal. Das ist etwas, woran ich arbeiten möchte, weil ich mich nicht immer von dieser Angst beherrschen lassen will.
Das Mindset, um an Grenzen zu arbeiten
Warum ich früher oft so ausgerastet bin, wenn meine Grenzen überschritten worden sind? Es liegt daran, dass sich so viel Wut und Emotion angestaut hatte. Heute beachte ich meine Grenzen viel mehr, respektiere mich selbst und löse diese Probleme schneller als früher. Deswegen explodiere ich nicht mehr. Wer seine Grenzen ständig überschreiten lässt, muss sich leider auch nicht wundern, wenn Menschen das tun. Menschen sind nicht von Grund auf “böse” oder “schlecht”, meist wissen sie es nur nicht besser, suchen den einfachsten Weg oder machen eben Fehler. Freundliche, doch auch bestimmte und vor allem klare Kommunikation ist immer die beste Lösung für solche Konflikte.
Frag dich mal selbst: Was sind deine Werte? Wo sind deine Grenzen? Respektierst du sie?
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6 Kommentare
Hast du sehr gut beschrieben. Grenzen sind nicht immer leicht zu ziehen, doch gerade darum ist es umso wichtiger, es immer wieder zu tun und zu schauen, was die individuellen Energiefresser sind.
Interessanter Beitrag! 🙂
Ich finde es auch wichtig, erstmal seine eigenen Grenzen & persönlichen Werte zu kennen. Seitem mir diese selbst bewusst sind, fällt es mir relativ einfach, meine Grenzen gegenüber anderen zu verbalisieren.
Danach kann sich die andere Person überlegen, ob das so für sie/ihn in Ordnung ist. Und zur Not muss man evtl. damit leben, dass es eben nicht passt & getrennte Wege gehen muss. Allerdings wäre es dann früher oder später eh soweit gekommen. Denn niemand sollte langfristig andere über seine Grenzen trampeln lassen.
Ich habe es sehr schmerzlich gelernt Grenzen zu setzen, obwohl ich wusste das es besser für mich ist. Daran bin ich gewachsen und konnte es immer besser. Ich finde es so gut dass du dich deinen Dämonen stellst und daran arbeitest.
Grenzen setzen ist nicht immer einfach. So wie du es beschreibst, kann ich es selbst gut nachfühlen. Ich hatte Angst durch meine Grenzen andere zu verletzten. Das verrückte daran? Ich habe mich mit diesem Verhalten immer selbst verletzt. Jedes Mal, wenn ich zugelassen habe, dass jemand meine Grenzen übertreten hat, habe ich das zugelassen. Auch ich hab über meine Werte gelernt, für was ich einstehe (und was mir eben unwichtiger ist). Ich ziehe sogar nahezu täglich meinen Tageswert, an dem ich mich ausrichte. Wie z.B. “Wachstum”, weil ich dann in gewohnten Situationen anders handle, um daran zu wachsen. Ich übe mich damit sozusagen täglich mutiger zu sein und mehr zu mir selbst zu stehen. =)
[…] viel um Nein sagen und Grenzen setzen. Dazu habe ich auch schon mal Artikel geschrieben: „Klare Grenzen setzen“ und „Ich sage jetzt Nein„. Beides ist ein Prozess und offen gesagt arbeite ich […]
[…] übergangen, wir werden nicht gehört oder ernst genommen. Es ist zur Lebensaufgabe geworden, Grenzen zu setzen. Schließlich durften wir nie eigene Grenzen […]